AA

Irak: "Kein Todesurteil für Saddam"

Der irakische Präsident Talabani würde ein mögliches Todesurteil gegen Saddam Hussein nicht unterschreiben. Saddam ist wegen der Invasion in Kuwait 1990 und der Giftgasmorde an Kurden in den 80er Jahren angeklagt.

Der 72 Jahre alte Talabani sagte dem britischen Sender BBC am Montag auf die Frage, ob er ein solches Urteil unterzeichnen würde: „Ich habe selbst einen Aufruf zur weltweiten Beendigung von Hinrichtungen unterschrieben. Und ich respektiere meine Unterschrift.“

Saddam war am 13. Dezember 2003 von der US-Armee in einem Erdloch in der Nähe von Tikrit gefasst worden. Seither befindet er sich an einem unbekannten Ort in Haft. Ihm soll vor einem irakischen Gericht der Prozess gemacht werden.

Talabani, Anwalt und Menschenrechtler, betonte in dem BBC- Interview, dass er eine solche Entscheidung ohnehin nicht allein fällen könne, sondern dass auch die beiden Vizepräsidenten, der Schiit Adel Abdel Mahdi und der Sunnit Ghasi al-Jawar, ein Mitspracherecht hätten. „Diese drei müssen entscheiden. Ich kann ja abwesend sein. Ich kann in den Urlaub fahren und die beiden anderen entscheiden lassen“, sagte der neue Präsident. Er wisse, dass er mit seiner Position ziemlich allein dastehe, sagte Talabani.

Er verneinte außerdem die Frage, ob er sich sorge, dass eine eventuelle Hinrichtung einen negativen Effekt auf die Bemühungen habe, die Aufständischen zu besiegen. Nach dem möglichen Tod Saddams „werden viele seiner Anhänger ihre Hoffnungen begraben und ihr Wunschdenken, dass er eines Tages zurückkehren werde“, sagte der Präsident.

In dem irakischen Dorf Madain, in dem sunnitische Extremisten angeblich Dutzende Schiiten festhalten sollen, haben irakische Sicherheitskräfte und US-Truppen zwar eine Reihe Aufständische festgenommen, aber keine Geiseln gefunden. Das sagte der irakische Sicherheitsminister Kasim Daud am Montag vor dem Parlament in Bagdad. Unter den Festgenommenen sei auch der Anführer der Gruppe.

Ein genaue Zahl nannte er aber nicht. In Medienberichten vom Wochenende hatte es geheißen, Aufständische hätten in dem Dorf südöstlich der irakischen Hauptstadt bis zu 100 schiitische Geiseln in ihre Gewalt gebracht.

Im Norden des Irak steckten mutmaßliche Aufständische unterdessen eine Pipeline in Brand. Augenzeugen berichteten von riesigen Rauchwolken. Durch die Pipeline fließt Öl von den Feldern bei Kirkuk zur größten Raffinerie des Landes in Bedschi. Bei gewaltsamen Zwischenfällen kamen im Irak mindestens acht Menschen ums Leben.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Irak: "Kein Todesurteil für Saddam"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen