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Irak: Kein Ende der Kämpfe in Najaf

In der irakischen Schiitenstadt Najaf dauern die Kämpfe zwischen Milizionären der „Mahdi-Armee“ und irakischen Sicherheitskräften sowie US-Soldaten den fünften aufeinanderfolgenden Tag an.

Bei den Gefechten in der irakischen Schiiten-Stadt Najaf sind seit Donnerstag 360 Aufständische getötet worden. Das teilte ein hochrangiger US-Offizier, der nicht namentlich genannt werden wollte, am Montag mit. Bereits am Freitag hatten die US-Streitkräfte von 300 getöteten Aufständischen gesprochen, die Miliz „Mahdi-Armee“ des schiitischen Predigers Muktada al Sadr hatte diese Zahl jedoch für stark übertrieben erklärt.

Der US-Offizier warf den Kämpfern Sadrs vor, den Imam-Ali-Schrein in Najaf als Unterschlupf zu missbrauchen. Der Gouverneur von Najaf habe den US-Streitkräften ausdrücklich Militäreinsätze auch in der heiligen Stätte, dem Grabmal des Schwiegersohnes des Propheten, und darum herum gestattet. „Wir haben beschlossen, zu diesem Zeitpunkt keine Operationen dort durchzuführen, sind aber jederzeit dazu bereit“, sagte der Gewährsmann der Nachrichtenagentur AP. Im Kampf gegen die 2.000 schiitischen Milizionäre seien etwa 2.000 US-Marineinfanteristen sowie 1.800 Mitglieder der irakischen Nationalgarde und zahlreiche Polizisten im Einsatz.

Der radikale schiitische Geistliche Muktada al Sadr will den Aufstand gegen die US-Truppen fortsetzen. „Der Widerstand wird von Tag zu Tag stärker werden“, sagte Sadr am Montag in Najaf bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Wiederaufflammen der Kämpfe in der vergangenen Woche. Die US-Armee schätzt die Zahl der Getöteten seit Beginn der Kämpfe am Donnerstag auf mehr als 300. die „Mahdi-Armee“ spricht von 15 Toten. Nahe der Stadt Bakuba kamen bei einem Anschlag auf einen Vizegouverneur mindestens sieben Polizisten ums Leben.

Der irakische Verteidigungsminister Hazim Shaalan warf am Montag dem Iran vor, die schiitischen Aufständischen zu unterstützen. Bei einigen von ihnen seien im Iran hergestellte Waffen gefunden worden, sagte Shaalan dem arabischen Fernsehsender Al Arabiya. Er bezeichnete den Iran als „ersten Feind“ des Irak. Auch die Geiselnehmer eines iranischen Diplomaten hatten Teheran laut einem Bericht von Al Arabiya vom Sonntag davor gewarnt, sich in irakische Angelegenheiten einzumischen. Die iranische Regierung bestätigte am Montag die Entführung des Diplomaten Faridun Jihani. Außenminister Kamal Kharrazi erklärte laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA, er habe die irakische Regierung, Großbritannien und die amerikanische Interessenvertretung im Iran kontaktiert, um eine Freilassung des Diplomaten zu erreichen.

Der Autobombenanschlag in der nahe Bakuba gelegenen Ortschaft Balad Rus richtete sich offenbar gegen den stellvertretenden Gouverneur der Provinz Diala. Die sieben getöteten Polizisten waren zur Bewachung seines Hauses abgestellt, vor dem ein Selbstmordattentäter das Fahrzeug in die Luft sprengte, wie ein Polizeisprecher erklärte. Vizegouverneur Akil Jamid al Adili, sein neunjähriger Sohn und 15 weitere Personen wurden bei dem Anschlag verletzt. Bei Kämpfen in der Provinz Anbar westlich von Bagdad wurde wieder ein US-Soldat getötet, wie die US-Streitkräfte mitteilten. In Bagdad wurden am Sonntagabend bei einer Serie von Explosionen nach Krankenhausangaben mindestens elf Menschen zum Teil schwer verletzt, eine Hausmauer stürzte ein.

Dem irakischen Politiker Ahmed Chalabi und seinem Neffen Salem droht bei einer Rückkehr in ihre Heimat die sofortige Verhaftung. „Sie werden festgenommen und vor ein Gericht gestellt, sobald sie zurückkehren“, sagte der zuständige irakische Richter Zouhair al Maliki am Montag. Die irakische Justiz verdächtigt den schiitischen Chef des „Irakischen Nationalkongresses“ (INC) früheren Pentagon-Schützling Ahmed Chalabi, Falschgeld in Umlauf gebracht zu haben. Sein Neffe, der Vorsitzender des irakischen Sondertribunals gegen Ex-Präsident Saddam Hussein ist, soll in die Ermordung eines hochrangigen Mitarbeiters des irakischen Finanzministeriums verwickelt sein. Ahmed Chalabi hält sich derzeit in Teheran auf, Salem Chalabi in London. Die britische Regierung lehnte seine Auslieferung am Montag ab.

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