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Irak: Kein Ende der Kämpfe in Najaf

Die Kämpfe zwischen Schiiten-Milizen und US-Truppen in der irakischen Pilgerstadt Najaf dauerten am Dienstag den sechsten aufeinander folgenden Tag an.

Die US-Armee hat die Zivilbevölkerung zum Verlassen der Kampfgebiete aufgerufen. Die iranische Regierung hat jegliche Verwicklung in die Ereignisse bestritten. Auch die irakische Hauptstadt Bagdad kam trotz einer am Montag von der Übergangsregierung verhängten Ausgangssperre nicht zur Ruhe. Extremisten haben in einer Internet-Botschaft der „Brigaden des göttlichen Zorns“ mit der Ermordung von Ministerpräsident Iyad Allawi gedroht. Alle Regierungsangestellten wurden aufgefordert, ihren Büros und Dienststellen fernzubleiben.

Kämpfer der so genannten „Mahdi-Armee“ des radikalen schiitischen Predigers Muktada al Sadr hielten sich am Dienstag weiter auf dem Pilgerfriedhof und im historischen Stadtkern von Najaf rund um die Imam-Ali-Moschee verschanzt. Die US-Armee setzte Kampfhubschrauber ein. Nach Einschätzung des US-Militärs waren in den ersten vier Tagen der am letzten Donnerstag begonnenen Kämpfe 360 Kämpfer der „Mahdi-Armee“ getötet worden. Kämpfe wurden am Dienstag auch aus der Bagdader Schiiten-Vorstadt Sadr City gemeldet. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums starben bei den Zusammenstößen in dem Armenviertel am Montag sowie in der Nacht auf Dienstag zwölf Iraker, 127 wurden verletzt. Am Morgen explodierte in der Nähe mehrerer Hotels eine Bombe, die gegen US-Militärfahrzeuge gerichtet war. Zwei Soldaten wurden laut US-Angaben verletzt.

Die iranische Regierung hat irakische Vorwürfe einer Verwicklung in die Kämpfe in Najaf zurückgewiesen. Teheran stehe „in keiner Verbindung mit den Ereignissen in Najaf“, betonte der iranische Verteidigungsminister Admiral Ali Shamkhani am Dienstag gegenüber dem arabischen TV-Nachrichtensender Al Jazeera. Der irakische Verteidigungsminister Hazim Shaalan hatte am Vortag gesagt, Teheran habe „seine Spuren“ in der heiligen Stadt der Schiiten hinterlassen. Bei irakischen „Kriminellen“ in Najaf seien Waffen gefunden worden, die sie sich im Nachbarland beschafft hätten. Shamkhani sagte dazu, auch im Iran gebe es Waffen aus dem Irak. Sie seien Hinterlassenschaften des Iran-Irak-Krieges 1980-88. Er warnte Shaalan vor dem Versuch, „die missglückten Experimente Saddam Husseins zu wiederholen, die den Interessen aller Länder der Region geschadet haben“.

Shaalan hatte den Iran als „Hauptfeind“ des Irak bezeichnet und erklärt, es würden iranische Agenten in den Irak geschleust. Der stellvertretende US-Außenminister Richard Armitage hat seinerseits dem Iran vorgeworfen, nicht genug gegen das Eindringen ausländischer Kämpfer in den Irak zu tun. Washington wirft dem Iran vor, Aufständische im Irak zu unterstützen. Präsident George W. Bush hatte das Land zusammen mit dem Irak Saddam Husseins und Nordkorea in eine „Achse des Bösen“ eingereiht.

Im Irak sind zwei jordanische und zwei libanesische Geiseln freigelassen worden. Das berichteten der arabische Fernsehsender Al Jazeera sowie Angehörige und offizielle Stellen am Dienstag. Die beiden jordanischen Lastwagenfahrer wurden in ein Krankenhaus in Falluja gebracht, meldete Al Jazeera. Die Männer waren vor zwei Wochen von einer Gruppe entführt worden, die sich „Kämpfer der irakischen Todesschwadron“ nannte. Es gab zunächst keine Informationen über die Umstände der Freilassung. Zwei libanesische Lastwagenfahrer wurden am späten Montagabend auf freien Fuß gesetzt.

Die britischen Truppen in der südirakischen Großstadt Basra befinden sich in erhöhter Alarmbereitschaft. Das Verteidigungsministerium in London bestätigte in der Nacht auf Dienstag, dass dort bei Kämpfen mit Anhängern von Muktada al Sadr ein britischer Soldat ums Leben kam und fünf weitere verletzt wurden. Nach Angaben der BBC ziehen bewaffnete Schiiten durch die Straßen der zweitgrößten irakischen Stadt.

Die Internationale Journalistenföderation (IFJ) hat am Montag gegen die vorläufige Schließung des Bagdader Büros des arabischen TV-Nachrichtensenders „Al Jazeera“ (Katar) durch die irakische Übergangsregierung protestiert. Diese Maßnahme sei eine „inakzeptable und unlogische Zensur“ und werfe einen Schatten auf alle Hoffnungen hinsichtlich einer neuen “Ära der Pressefreiheit“ im Irak, hieß es in einem in Brüssel veröffentlichten Kommuniqué der IFJ, der auch die österreichische Journalistengewerkschaft angehört.

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