Irak: Inferno nach Autobombenanschlag
In dem als Zentrum des literarischen Lebens der Hauptstadt geltenden historischen Viertel der Buchhändler ging am Montag eine Bombe hoch, die mindestens 30 Menschen das Leben kostete. 65 weitere Opfer erlitten laut Polizei Verletzungen.
Zahlreiche Blutlachen und verkohlte Leichen auf den Straßen zeugten von der fatalen Wirkung der Detonation, die ein Inferno auslöste: Viele Geschäfte und mindestens 15 Fahrzeuge gerieten in Brand. Über dem Viertel stieg eine riesige Rauchsäule auf, die über der gesamten Hauptstadt sichtbar war.
Die irakische und die US-Armee haben vor drei Wochen eine Offensive in der Hauptstadt eingeleitet, um den Kreislauf der Gewalt zwischen Schiiten und Sunniten zu durchbrechen. Seit Sonntag gehen die Soldaten gegen die Hochburg des radikalen Geistlichen Moktada al-Sadr im Sadr-Viertel vor. Dessen Miliz gilt als eine der Hauptquellen der Gewalt. Der Anschlag in dem Buchhändlerviertel gilt als weiterer Rückschlag für die Befriedungsstrategie des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki, der gleichermaßen sunnitischen wie schiitischen Aufständischen den Kampf angesagt hat.
Die Autobombe ging nur rund 50 Meter vom Shah-Bander-Cafe in die Luft, das einst als Mittelpunkt der florierenden Literaturszene Bagdads galt. Ein Augenzeuge kaufte gerade in einem Buchgeschäft ein, als die Druckwelle der Bombe die Schaufenster bersten ließ und Rauch in das Geschäft eindrang. „Der Qualm war so dick, dass ich mich übergeben musste“, sagte der Augenzeuge. Die Feuerwehr bekämpfte die Flammen, die zeitweise bis ins dritte Stockwerk mancher Gebäude loderten.