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Irak hat Gegengift zu Nervengas bestellt

Der Irak hat nach Angaben der USA 1,25 Millionen Einheiten eines Gegenmittels gegen Nervengas bestellt. Ein Teil der Bestellung sei an die Türkei gereichtet gewesen.

Ein Teil der Bestellung sei an die Türkei gerichtet gewesen, verlautete aus Regierungskreisen in Washington. US-Diplomaten hätten deshalb bei der türkischen Regierung vorgesprochen. Der amerikanische Außenminister Colin Powell erklärte am Dienstagabend (Ortszeit), es sei bisher nicht geklärt, ob der Irak schon Lieferungen des Mittels erhalten habe.

Es wurde vermutet, bei der Bestellung könnte es sich um einen Versuch des irakischen Staatschefs Saddam Hussein handeln, seine Soldaten für den Fall eines eigenen Nervengas-Einsatzes zu schützen. Bei dem Mittel soll es sich um Atropin handeln. Das aus der Tollkirsche (Atropa bella donna) gewonnene Alkaloid wird zur Behandlung von Herzerkrankungen verwendet, aber auch als Gegengift (Antidot) bei Vergiftungen mit Phosphat-hältigen Insektiziden eingesetzt. Es erweitert die Pupillen und wird daher auch in der Augenheilkunde verwendet. Es steht nicht auf der UNO-Liste von Produkten, die der Irak nicht importieren darf.

„Es ist nicht klar, ob sie (die Lieferung) erhalten haben“, sagte Powell nach einem Gespräch mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan. „Vielleicht war das eine Art Drohung oder ein Verwirrungsversuch“, sagte Annan. „Ich werde nicht darüber spekulieren, was sie sich dabei gedacht haben.“

„Jegliche Bestellung des Mittels Atropin durch den Irak, die über das normale Maß hinausgehen, würde uns beunruhigen. Es könnte ein Hinweis auf Vorbereitungen zum Einsatz von chemischen Waffen sein, und darauf, dass sie ihre eigenen Soldaten vor den Folgen eines solchen Einsatzes schützen wollen“, sagte Außenamtssprecher Richard Boucher. Er wollte einen Pressebericht nicht bestätigen, wonach der Irak das Impfmittel in der Türkei bestellt hat. Die „New York Times“ hatte berichtet, dass US-Außenministerium habe sich mit der Türkei in Verbindung gesetzt, die sich inzwischen bereit erklärt habe, „die Sache zu überdenken“.

Zur ausstehenden Bestätigung der UNO-Resolution über schärfere Waffenkontrollen im Irak sagte Powell: „Ich werde nicht vorwegnehmen, was der Weltsicherheitsrat oder die USA vielleicht unternehmen werden, wenn die Bestätigung oder Ablehnung der irakischen Regierung kommt.“

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