AA

Irak: Großeinsatz gegen Rebellen

Bei ihrem bisher größten gemeinsamen Einsatz haben irakische Streitkräfte und die US-Armee westlich von Bagdad 285 mutmaßliche Rebellen festgenommen. Neuerlich gab es zahlreiche Tote bei Anschlägen.

Die Offensive im Bezirk Abu Ghraib rund dreißig Kilometer westlich der irakischen Hauptstadt zielte darauf ab, in diesem besonders gefährlichen Gebiet „die Anzahl der Autobombenanschläge zu verringern“, wie die US-Armee am Montag mitteilte. Bei Autobombenanschlägen in Bagdad und im Nordirak gab es unterdessen am Montag wieder zahlreiche Tote. Seit Anfang Mai starben bei 70 Autobombenanschlägen allein im Raum Bagdad mehr als 400 Menschen.

Beim Anschlag vor einem vollbesetzten Restaurant in Bagdad kamen nach Angaben des Innenministeriums mindestens vier Menschen ums Leben, mindestens 113 weitere wurden verletzt. Die Attentäter hätten den Sprengsatz zur Mittagszeit vor dem Lokal im Norden der irakischen Hauptstadt gezündet, teilte die Polizei mit. Ebenfalls in Bagdad wurde ein ranghoher Mitarbeiter des Ministeriums für nationale Sicherheit von Aufständischen erschossen. Zu dem Attentat bekannte sich die für viele Anschläge im Irak verantwortliche Al-Kaida-Gruppe um den Moslem-Extremisten Abu Mussab al-Zaqrawi.

Auch im Norden des Landes riss die Gewalt nicht ab. In der Nähe der Stadt Kirkuk wurden bei einem Autobombenanschlag auf den Konvoi eines Kurden-Vertreters mindestens fünf Menschen getötet. 18 weitere Menschen wurden laut Polizeiangaben verletzt. In Samarra starben zudem vier Iraker bei mehreren Anschlägen auf einen US-Militärstützpunkt; vier US-Soldaten wurden verletzt.

Seit Bildung der neuen von Schiiten dominierten Regierung im Irak haben vorwiegend sunnitische Aufständische ihren Widerstand noch verstärkt. Allein in diesen knapp vier Wochen sind mehr als 500 Menschen bei Selbstmordanschlägen und Gefechten getötet worden. In den vergangenen Wochen kamen zudem mehr als ein Dutzend hochrangiger Regierungsmitarbeiter in Bagdad bei gezielten Attentaten ums Leben.

Zu den Razzien verlautete seitens des irakischen Verteidigungsministeriums, die festgenommenen Verdächtigen seien allesamt Iraker. An der „Operation Squeeze Play“ seien vier Bataillone der irakischen Armee und drei irakische Polizeibatallione beteiligt gewesen, die von US-Soldaten unterstützt worden seien – ein Bataillon besteht für gewöhnlich aus 300 bis 400 Soldaten. Geführt wurde der Einsatz nach US-Angaben von den Irakern.

US-Oberst Joseph DiSalvo verkündete, bis zum Ende des Sommers würden „die Terroristen entweder gefangen oder tot, zumindest aber ernsthaft zersprengt sein, dank der Anstrengungen der irakischen Sicherheitskräfte bei diesem Einsatz“. Die zwölf Kilometer lange Strecke von der Bagdader Innenstadt zum Flughafen im Südwesten, der an der Straße nach Abu Ghraib liegt, ist als „Todespiste“ bekannt, weil dort immer wieder US-Militärkonvois, ausländische Vertragspartner und Journalisten angegriffen werden.

Drei rumänische Journalisten, die Ende März in Bagdad verschleppt worden waren, kehrten unterdessen in ihre Heimat zurück. Die Fernsehreporterin Marie Jeanne Ion, ihr Kameramann Sorin Miscoci und der Zeitungskorrespondent Eduard Ohanesian waren am Sonntag freigekommen. Ihre Entführer hatten den Abzug der rumänischen Truppen aus dem Irak gefordert.

Bei einer Durchsuchung in der Bagdader Innenstadt beschlagnahmte die US-Armee sechs Millionen Dollar (4,8 Millionen Euro). Woher die 100-Dollar-Scheine stammten, war nach den Worten eines Armeesprechers nicht bekannt. Zwei Verdächtige wurden bei dem Einsatz festgenommen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Irak: Großeinsatz gegen Rebellen
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.