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Irak: Geistliche aus Politik heraushalten

Der irakische Übergangspremier Allawi hat führende schiitische Geistliche aufgefordert, sich aus der Politik herauszuhalten, und damit erstmals öffentlich Kritik an den einflussreichen religiösen Führern geübt.

„Die religiöse Führung in das politische Tagesgeschäft hineinzudrängen könnte sie von ihrer führenden Rolle distanzieren und die Beziehungen zwischen den politischen Kräften stören, wodurch ein Ungleichgewicht entstehen könnte“, hieß es in einem Brief von Allawis Partei an schiitische und kurdische Politiker.

Der Brief wurde am Samstag in der staatlichen Zeitung „Al Sabah“ veröffentlicht. Die Kritik richtete sich auch gegen den einflussreichsten schiitischen Geistlichen im Irak, Großayatollah Ali al Sistani, und könnte zu einer Vertiefung der politischen Krise in dem Land beitragen. Seit der Wahl am 30. Jänner ringen schiitische und kurdische Parteien, die im Parlament die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit stellen, weiterhin um die Bildung einer Regierung.

Bei Allawis Ernennung zum Ministerpräsidenten im Juni 2004 hatte Sistani ihn noch unterstützt. Nun setzt sich Sistani schiitischen Politikern zufolge für den religiösen Schiiten Ibrahim al Jaafari ein. Trotz gegenteiliger Beteuerungen der Schiiten haben die Bedenken zugenommen, der Irak könne sich zu einem islamischen Staat nach dem Vorbild des Iran entwickeln.

Allawi vertritt eine Trennung von Staat und Religion. Zwar haben sowohl Kurden als auch Schiiten ihn aufgefordert, sich einer neuen Regierung anzuschließen, doch hat Allawi dies abgelehnt und verbindliche Richtlinien für den Umgang mit früheren Anhängern der Baath-Partei des gestürzten Machthabers Saddam Hussein gefordert. In dem am Samstag veröffentlichten Schreiben mahnte er an, gegen willkürliche Entscheidungen anzugehen, die kriminellen Anhänger Saddams zu bestrafen und den Übrigen zu erlauben, sich am Wiederaufbau des Irak zu beteiligen.

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