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Irak: Explosion bei Razzia in Bagdad

Bei einer offenbar durch eine von Aufständischen zur Explosion gebrachten Sprengfalle in einem Haus in Bagdad sind in der Nacht zum Mittwoch mindestens 30 Menschen getötet worden.

Nach Angaben der irakischen Polizei lockten Aufständische eine Gruppe Polizisten in ein Haus im westlichen Stadtteil Ghasaliya und jagten es während der Aktion in die Luft. Die Detonation habe auch anliegende Häuser einstürzen lassen. Außerdem seien 25 Menschen verletzt worden, vier Personen wurden vermisst.

Ein Anrufer habe der Polizei eine Schießerei in dem Haus gemeldet, berichtete ein Sprecher der Behörde. Als die Polizisten anrückten und in das Gebäude eindrangen, legte die Explosion das Haus und zwei angrenzende Gebäude in Schutt und Asche. „Es scheint eine Falle gewesen zu sein“, sagte der Sprecher. „Sie haben das Haus in eine Bombe verwandelt“.

Die Gebäude seien komplett zerstört worden. Bei den Toten handle es sich in der Mehrzahl wohl um Nachbarn. Ganze Familien seien ausgelöscht worden. Das Haus, in das die Polizisten gerufen wurden, steht nahe der Hauptstraße, die von Bagdad in die Stadt Falluja führt. Das US-Militär hatte die Rebellenhochburg vor sieben Wochen gestürmt.

Die anhaltende Gewalt im Irak führt zu wachsendem Zweifel, ob die für Ende Jänner geplanten Wahlen tatsächlich stattfinden können. In diesem Zusammenhang versuchen nun internationale Spitzendiplomaten, die Lage zu stabilisieren. So lud Jordanien die Außenminister der fünf anderen Nachbarländer des Irak sowie Ägypten für den 6. Jänner zu einem Treffen nach Amman ein. Angestrebt werde, dass sich die Teilnehmer – außer Ägypten noch Syrien, die Türkei, der Iran, Kuwait, Saudiarabien und Jordanien – zum Prinzip der strikten Nicht-Einmischung in die ohnehin schwierigen irakischen Wahlen bekennen. Die USA und die irakische Übergangsregierung beschuldigen Syrien und den Iran, ihre jeweilige Klientel im Irak – aufständische Sunniten beziehungsweise schiitische klerikale Kräfte – mit Geld, Waffen und Geheimdienst-Expertise zu unterstützen. Damaskus und Teheran weisen diese Beschuldigungen zurück.

Die Teilnahme des iranischen Außenministers Kamal Kharrasi an dem Treffen in Amman gilt als unsicher, weil sich Teheran durch jüngste Äußerungen des jordanischen Königs Abdullah beleidigt fühlt. Der Regent des kleinen sunnitischen Königreichs hatte wegen der angeblichen iranischen Einflussnahme im Irak von der Gefahr eines „schiitischen Halbmonds“ in Vorderasien gesprochen, der sich über den Iran, den Irak, das iran-freundliche Syrien und den teilweise von schiitischen Kräften kontrollierten Libanon erstrecken würde.

Unterdessen drohten nach den Sunniten im Irak auch die Kurden im Norden des Landes mit einem Wahlboykott. Die Patriotische Union Kurdistans (PUK) kündigte an, die Wahlen in der ölreichen Provinz Tamim mit der Hauptstadt Kirkuk zu boykottieren, falls die Rückkehr vertriebener Kurden nicht gesichert ist. „Kirkuk ist das Hauptanliegen unserer politischen Agenda“, erklärte der PUK-Sprecher Asar Djindiani in der nordirakischen Kurden-Metropole Suleimaniya. „Wir werden an den Provinzwahlen nicht teilnehmen, wenn die Situation der Kurden sich bis dahin nicht normalisiert.“ Mit „Normalisierung“ der Lage der Kurden meinen kurdische Politiker die ungehinderte Rückkehr von Zehntausenden Angehörigen ihrer Volksgruppe, die unter dem Regime des gestürzten Diktators Saddam Hussein aus Kirkuk und den umliegenden Landgebieten vertrieben worden waren.

Bei Angriffen im Nordirak wurden am Mittwoch zwei Menschen getötet. Beim Versuch eines Bombenanschlags auf eine Öl-Pipeline starben zwei der Saboteure. Bei mehreren Aktionen von irakischen und multinationalen Truppen wurden 74 Aufständische festgenommen.

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