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Irak: Erneute Massenentführung

Zwei Tage nach der Massenentführung von bis zu 150 Beamten in Bagdad haben Extremisten im Irak am Donnerstag erneut etwa 60 Menschen entführt.

Drei Augenzeugen berichteten im staatlichen Fernsehsender Al-Irakiya, bewaffnete Männer hätten im Adl-Viertel im Westen der Stadt die Fahrgäste von sechs Kleinbussen verschleppt und anschließend erschossen. Die Busse, in denen jeweils rund elf Menschen Platz finden, hätten sie mitgenommen. Das Innenministerium bestätigte die Entführung, machte aber keine Angaben zum Schicksal der Entführungsopfer. Diese stammen laut Al-Irakiya aus dem vorwiegend von Schiiten bewohnten Viertel Kadhimiya.

Das irakische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen, es wolle mit der Wiedererrichtung von Straßensperren in West-Bagdad derartige Verbrechen künftig verhindern. Die Straßensperren waren erst vor einigen Tagen auf Befehl von Ministerpräsident Nuri al-Maliki entfernt worden.

Maliki kündigte am Donnerstag neue Maßnahmen gegen die im Lande herrschende Gewalt an. Ein entsprechendes Paket werde in den kommenden Tagen in Kraft treten, sagte Maliki bei einem Besuch in Ankara. Worin die neuen Vorschläge genau bestehen sollen, sagte er nicht. Gleichzeitig sprach sich Maliki gegen „ausländische Interventionen“ aus. „Um den Irak zu schützen, müssen wir ’Stopp’ zu ausländischen Interventionen sagen“, sagte er ohne weitere Erläuterungen.

Am Dienstag hatten Unbekannte bis zu 150 Menschen aus dem Institut für Kulturforschung in Bagdad entführt. Rund 80 von ihnen sind nach Angaben des Hochschulministeriums noch in der Gewalt der Geiselnehmer. Mehrere Geiseln seien gefoltert und getötet worden, hieß es im Ministerium. Genauere Angaben machte das Ministerium jedoch nicht.

Es teilte am Donnerstag außerdem mit, der am Mittwoch in Süd-Bagdad entführte Dekan des Instituts für die Ausbildung von Lehrern im technischen Bereich, Ali Shakir, sei von seinen Kidnappern nach „intensiven Kontakten des Ministeriums mit den Parteien und politischen Bewegungen des Landes“ freigelassen worden.

Die US-Armee berichtete, Aufständische hätten am Dienstag und Mittwoch in Bagdad und in der Provinz Diyala vier amerikanische Soldaten getötet. Damit starben seit Montag im Irak bereits zwölf US-Soldaten. Die Armee teilte außerdem mit, die US-Luftwaffe habe am Donnerstag mehrere Gebäude in Al-Jussifiya südlich von Bagdad bombardiert. Dabei seien neun „Terroristen“ getötet worden, von denen mehrere Sprengstoffwesten getragen hätten. Die Soldaten nahmen neun Verdächtige gefangen.

Bei weiteren Attacken von Extremisten kamen im Irak am Donnerstag mindestens 23 Menschen ums Leben. Nach Polizeiangaben wurden sieben von ihnen in einer von Schiiten betriebenen Bäckerei im Bagdader Stadtteil Sayuna erschossen.

US-Präsident George W. Bush könnte einem Zeitungsbericht zufolge bis zu 20.000 zusätzliche Soldaten in den Irak entsenden. Dies sei eine von vier Empfehlungen, die die ranghohe „Iraq Study Group“ unter dem direkten Einfluss von Bush ausgearbeitet habe, berichtete die britische Zeitung „The Guardian“ am Donnerstag. Mit der Entsendung solle die Sicherheit vor allem um Bagdad erhöht werden.

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