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Irak: Entführer drohen mit Tötung der Geiseln

Nach den Morddrohungen gegen eine philippinische Geisel haben irakische Entführer auch die Tötung von zwei Bulgaren angekündigt, die sie in Mossul in ihre Gewalt gebracht haben.

Beide Geiselnahmen sind mit engen Ultimaten verknüpft. Die beiden Bulgaren sind einer Videoaufnahme zufolge in der Hand der Extremisten-Gruppe Tawhid und Dschihad, die unter der Führung des Jordaniers Abu Mussab al Zarqawi und als enge Verbündete der El Kaida bereits zwei Geiseln vor laufender Kamera enthauptet hat.

Die neuerlichen Geiselnahmen setzten nicht nur die mit den USA verbündeten Regierungen in Sofia und Manila, sondern auch die Übergangsregierung in Bagdad unter Handlungsdruck. Ein seit dem 21. Juni im Irak vermisster und angeblich von Extremisten als Geisel hingerichteter US-Soldat war unterdessen auf dem Weg zum deutschen US-Stützpunkt Ramstein, von wo aus er in die USA zurückkehren sollte.

Der arabische Sender Al Jazeera strahlte am Donnerstagabend das Video aus, auf dem die Geiselnehmer der Bulgaren mit deren Hinrichtung innerhalb von 24 Stunden drohten, falls die USA nicht inhaftierte Extremisten freiließen. Wie der entführte Filipino haben auch die beiden Bulgaren als zivile Lastwagenfahrer im Irak gearbeitet. Die Geiselnehmer des Philippinen hatten am Vortag eine Frist von 72 Stunden gesetzt und einen Abzug der kleinen Gruppe von 50 Aufbauhelfern des Landes gefordert. Extremisten haben im Irak in den vergangenen Wochen Dutzende von Ausländern entführt und mindestens vier von ihnen getötet.

Die bulgarische Regierung erklärte am Freitag, sie lasse sich durch die Geiselnahme nicht zu einem Kurswechsel erpressen. Man setze alle diplomatischen Mittel ein, um das Leben der beiden zu retten und bemühe sich zunächst um eine Verlängerung des Ultimatums, dessen Frist am Freitagabend ablaufen sollte, sagte Verteidigungsminister Nikolai Swinarow nach einer Krisensitzung des Kabinetts. Die Situation sei „sehr schwierig“. Das NATO-Mitgliedsland Bulgarien beteiligt sich mit rund 470 Soldaten an der US-geführten multinationalen Truppe im Irak.

In Manila wandte sich die Familie des im Irak entführten Fahrers Angelo de la Cruz direkt an Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo mit der Bitte, alles zur Rettung ihres Angehörigen zu tun. „Wir appellieren an die Präsidentin, dabei zu helfen, dass unser Vater wieder nach Hause kommt. Er ist der einzige, der für uns Geld verdient“, sagte eines der acht Kinder des 46-Jährigen, der aus einem ländlichen Gebiet nördlich von Manila stammt. Auf den Philippinen ist die Arbeitslosigkeit hoch und die Löhne sind gering, was tausende von Menschen dazu treibt, sich um Arbeit im Irak zu bemühen. Derzeit arbeiten rund 4000 Menschen aus dem Land in dem Golfstaat. In Reaktion auf die Geiselnahme hatte die Regierung am Vortag die Ausreise von Gastarbeitern in den Irak gestoppt.

Unklar blieb bis zum Abend der Fall des im Libanon geborenen US-Marineinfanteristen Wassef Ali Hassun, dessen angebliche Hinrichtung von einer Extremistenorganisation im Irak über das Internet gemeldet worden war. Wie der Soldat in den Libanon gelangte, wo er am Vortag in der US-Botschaft in Beirut auftauchte, ist unbekannt. Ein US-Sprecher in Ramstein sagte, Hassun werde noch am Abend eintreffen. Einem Bruder zufolge wird der Soldat von Deutschland aus in die USA weiterreisen.

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