Allein am Sonntag starben nach Polizeiangaben 30 Menschen, 70 weitere wurden verletzt. Damit erlebte der Irak einen der verheerendsten Tage der Gewalt seit Wochen. In Kerbala explodierte eine Autobombe nahe dem zentralen Busbahnhof. Zudem wurden allein in Bagdad binnen 24 Stunden mehr als 40 Leichen gefunden.
Nach den Unruhen am Vortag nach dem Absturz eines britisches Hubschraubers blieb es dagegen in Basra ruhig. Im Laufe des Sonntags sollten irakische Politiker ihre Gespräche über das neue Kabinett fortsetzen. Eine Einigung wurde in den kommenden paar Tagen erwartet, hieß es am Samstag.
Bei der Explosion nahe dem Busbahnhof in Kerbala wurden 21 Menschen getötet und 52 weitere verletzt. In Bagdad starben neun Menschen, als eine in einem Bus versteckte Bombe explodierte. Der Anschlag ereignete sich unweit eines inzwischen vom US-Militär genutzten Palastes des ehemaligen irakischen Machthabers Saddam Hussein. In der Nähe der Druckerei der amtlichen Zeitung Al-Sabah ging eine weitere Autobombe hoch. Der Attentäter und ein weiterer Iraker starben, neun Menschen wurden verletzt, wie Augenzeugen berichteten.
Berichte gab es auch über einen Anschlag in dem sunnitischen Bagdader Distrikt Aadhamiya: Beim Angriff auf eine irakische Patrouille wurden demnach acht Menschen getötet und 15 weitere verletzt. Zu den Opfern zählten Soldaten und Zivilisten. Am Samstag hatten US- und irakische Truppen eine Razzia in dem Distrikt vorgenommen. Er gilt als Hochburg sunnitischer Aufständischer.
In Basra sicherten britische Soldaten mit Hilfe der irakischen Armee die Absturzstelle des Hubschraubers in der Nähe wichtiger Verwaltungsgebäude weiträumig ab und nahmen ihre Ermittlungen auf. Großbritannien hat nicht bestätigt, dass die Maschine am Vortag wie von der irakischen Polizei mitgeteilt von Rebellen abgeschossen worden war. Bei dem Absturz sollen britischen Angaben zufolge bis fünf Landsleute gestorben sein. Bei den anschließenden Unruhen kamen laut offiziellen Angaben fünf Iraker ums Leben, 42 Menschen seien verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden mit.
Der erst am Freitag ernannte britische Verteidigungsminister Des Browne spielte das Ausmaß der Unruhen in Basra herunter und erklärte, sie gäben kein zuverlässiges Bild von der Lage in der Stadt. Noch vor wenigen Monaten wäre es undenkbar gewesen, dass die einheimischen irakischen Kräfte einen solchen Beitrag hätten leisten können wie jetzt geschehen, sagte er gegenüber dem Fernsehsender Sky. Nach den Unruhen hatten Armee und Behörden eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.
Ein führender irakischer Politiker warf dem Nachbarland Iran vor, sich zunehmend in die inneren Angelegenheiten des Irak einzumischen. In einem Interview der arabischen Zeitung Asharq al-Awsat (Sonntag) sagte Adnan al-Dulaimi von der sunnitischen Konsensfront, es mehrten sich Klagen über Aktivitäten des iranischen Geheimdienstes in einigen irakischen Regionen.
US-Präsident George W. Bush verteidigte unterdessen in der ARD-Sendung Sabine Christiansen erneut den Irak-Krieg. Saddam Hussein war ein sehr gefährlicher Mann. Ihn aus der Macht zu entfernen, war der richtige Schritt. Bush betonte, dass sich der Irak auf dem richtigen Weg hin zu einer Demokratie nach westlichem Vorbild befinde. Diese Entwicklung brauche allerdings Zeit. Der einzige Weg, den Irak zu verlieren, ist, wenn wir die Nerven verlieren. Also wenn wir uns zurückziehen, bevor die Arbeit gemacht ist. Solange ich Präsident bin, wird es das nicht geben.