Wir werden nicht wanken, sagte Bush am Freitag nach einem Gespräch mit Blair im Weißen Haus. Beide äußerten Unterstützung für einen Plan der Vereinten Nationen, der die Auflösung des provisorischen Regierungsrats und die Einsetzung einer vom irakischen Volk akzeptierten Übergangsregierung vorsieht. Unterdessen befindet sich ein seit einer Woche im Irak vermisster US-Soldat in den Händen von Aufständischen.
Der arabische Fernsehsender Al Jazeera strahlte ein Video aus, das den Soldaten umringt von fünf Bewaffneten zeigt. US- Sender sendeten das Video ebenfalls. Der 20 Jahre alte US-Soldat, der in der Aufzeichnung seinen Namen selbst mit Matt Maupin angab, wurde von Angehörigen in den USA identifiziert. Ich sitze hier und sehe ihn im Fernsehen, sagte eine seiner Bekannten, Jan Rolland, am Freitag in ihrem Haus in Withamsville im US-Bundesstaat Ohio zu Journalisten. Er ist es.
Rolland kennt den 20-jährigen Maupin nach eigenen Angaben seit seiner Kindheit. Unsere Gebete sind erhört worden, sagte sie. Die Eltern des jungen Mannes äußerten sich nicht zu dem Video und baten die Medien in einer Erklärung darum, ihre Privatsphäre zu achten. Maupins Angehörige haben sich nicht öffentlich geäußert, seitdem der Gefreite vergangenen Freitag verschwand.
In Batavia im US-Bundesstaat Ohio, dem Heimatort des Gefangenen, verlas ein Freund eine Erklärung der Familie, in der diese ihre Hoffnung auf eine baldige Freilassung des 20-Jährigen zum Ausdruck brachte. Die fünf vermummten Geiselnehmer erklärten, dass Maupin als Kriegsgefangener nach islamischem Recht behandelt werde. Ziel seiner Gefangennahme sei es, ihn gegen Mitglieder der Gruppe auszutauschen, die in der Hand der US-Besatzungsarmee seien.
Maupin, der einer Transporteinheit angehört, war in Gefangenschaft geraten, als sein Lastzug am 9. April außerhalb der irakischen Hauptstadt Bagdad angegriffen wurde. Ein zweiter US-Soldat gilt seither als vermisst. Auch von sieben amerikanischen Zivilisten fehlt jede Spur. Wie viele Ausländer außerdem noch in der Hand Aufständischer sind, ist derzeit unklar. Am Freitag war bekannt geworden, dass ein dänischer Geschäftsmann entführt wurde. Drei tschechische Journalisten kamen dagegen frei. Der Rat der Religionsgelehrten im Irak gab bekannt, er habe zur Freilassung eines vor zwei Tagen entführten Chinesen beigetragen.
Bush und Blair betonten angesichts der anhaltenden Angriffe auf die Koalitionstruppen und Zivilisten ihre Entschlossenheit, ihre Aufgabe im Irak zu Ende zu führen. Die Anstrengungen würden verdoppelt, damit die Iraker in wachsendem Maße ihre Verantwortung für Sicherheit und Gesetz und Ordnung wahrnehmen könnten. Bush räumte ein, dass die vergangenen Wochen schwierig gewesen seien. Nach seinen Worten versuchten Extremisten und Terroristen, im Irak die Macht an sich zu reißen.
Die Vereinten Nationen sollen nach den Worten Blairs eine zentrale Rolle bei der Ausarbeitung eines Programmes für die politische Umwandlung des Irak in eine Demokratie spielen. Blair, der zuvor in New York mit UNO-Generalsekretär Kofi Annan gesprochen hatte, hält vor der geplanten Übergabe der Souveränität im Irak am 30. Juni eine neue Resolution des UNO-Sicherheitsrats für notwendig.
Die Konfrontation zwischen der amerikanischen Besatzungsmacht und irakischen Milizen verschärfte sich unterdessen. Anhänger des radikalen irakischen Predigers Muktada al Sadr lieferten sich am Freitag nahe Kufa Gefechte mit US-Soldaten. Auch aus Falludscha und Nadschaf wurden Kämpfe gemeldet.
Sadr kündigte in seiner Freitagspredigt in Kufa an, er werde seine Miliz nicht auflösen. Schuld am Blutvergießen im Irak seien die Besatzer und der Regierungsrat. Am Donnerstag hatte ein Sprecher Sadrs erklärt, dieser sei zu einer Umwandlung der Miliz in eine politische Organisation bereit. Im Gegenzug sollten die US-Truppen die heiligen Städte der Schiiten verlassen.