In der am Montag veröffentlichten E-Mail vom 22. Mai 2004 an hochrangige FBI-Mitarbeiter nimmt ein Beamter der Bundespolizei im Irak wiederholt Bezug auf eine entsprechende von Bush unterzeichnete Anweisung. In US-Regierungskreisen wurden die Angaben als falsch zurückgewiesen. Das E-Mail gehört zu einer Reihe von Mitteilungen, die auf Anfrage der Bürgerrechtsgruppe ACLU unter dem US-Informationsfreiheitsgesetz in zensierter Form öffentlich gemacht werden mussten.
Der Autor des E-Mail wurde vor der Veröffentlichung herausredigiert. Im Text werden als von Bush autorisierte Verhörmethoden unter anderem der Einsatz von Militärhunden, Schlaf- und Sinnesentzug sowie der Zwang genannt, längere Zeit anstrengende Körperhaltungen einzunehmen. Seit der Ankunft im Irak habe das FBI seine Mitarbeiter trotz dieser Erlaubnis angewiesen, nur die Verhörmethoden anzuwenden, die auch in den USA zulässig seien.
In Regierungskreisen hieß es, allein das Verteidigungsministerium lege die Verhörmethoden im Irak fest. „Der FBI-Agent hat sich bezüglich der Existenz einer Exekutiv-Anweisung zu Verhörtechniken geirrt. Es gibt keine derartige Exekutiv-Anweisung, noch hat es jemals eine gegeben.“
In einem stark zensurierten E-Mail vom 25. Juni mit dem Titel „Urgent Report“ („Dringender Bericht“) an den Leiter des FBI berichtet ein weiterer Beamte von Augenzeugenberichten über schwere körperliche Misshandlungen von Gefangenen im Irak. „Er sagte, dass zu solchen Misshandlungen Würgen, Schläge, das Einführen von brennenden Zigaretten in die Ohren der Gefangenen und nicht autorisierte Verhöre gehören“, hieß es.
In einem weiteren E-Mail wird davor gewarnt, dass sich Verhörende des Verteidigungsministeriums in dem Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba als FBI-Agenten ausgäben. „Sollte dieser Gefangene jemals freigelassen und seine Geschichte in irgendeiner Art publik gemacht werden, werden die Verhörenden des Verteidigungsministeriums nicht dafür belangt werden, weil diese Foltermethoden von ’FBI’-Verhörenden angewandt wurden“, hieß es. „In den Augen der Öffentlichkeit würde das FBI die Verantwortung tragen.“ In einem E-Mail vom 21. Jänner hieß es, US-Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz habe der Täuschung zugestimmt. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wies dies zurück.
Der ACLU-Anwalt Jameel Jaffer sagte, die Dokumente zeigten eindeutig, dass die Misshandlungen von Gefangenen „das Ergebnis einer Politik sind, die von den höchsten Ebenen der Regierung getragen wurde“. Die US-Regierung hat derartige Vorwürfe zurückgewiesen und die Vorfälle im Irak, in Afghanistan und in Guantanamo als Taten Einzelner bezeichnet.