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Irak: Britische Soldaten des Mordes beschuldigt

Sieben britische Soldaten werden des Mordes an Iraker beschuldigt: Bisher wurden 160 Ermittlungsverfahren in den britschen Streitkräften wegen Todesfällen oder Verletzungen eingeleitet

Die britischen Streitkräfte haben ein Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit dem Tod eines Irakers bei Basra eingeleitet. Generalstaatsanwalt Lord Goldsmith erklärte am Donnerstag in London, sieben Fallschirmjäger würden wegen Mordverdachts an einem irakischen Zivilisten vor ein Militärgericht gestellt. Weitere Einzelheiten zu dem Fall oder zum Beginn der Anhörungen wurden nicht mitgeteilt. Bekannt wurde lediglich, dass den sieben Männern Mord und gewaltsames Verhalten an einer Straße in al-U’Sayra vorgeworfen werde.

Großbritannien hat rund 9.000 Soldaten im Süden des Irak stationiert. Bisher wurden 160 Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Todesfällen oder Verletzungen eingeleitet, 48 davon laufen noch. In Osnabrück stehen zurzeit drei britische Soldaten unter dem Vorwurf der Misshandlungen von irakischen Gefangenen vor einem Militärgericht.

Ein Irak-Anklagepunkt gestrichen

Im Militärgerichts-Prozess gegen drei Soldaten der britischen Armee wegen Misshandlung irakischer Zivilisten ist einer der neun Anklagepunkte fallen gelassen worden. Der Prozess findet in Osnabrück in Deutschland statt. Es könne nicht bewiesen werden, dass ein Gefreiter und sein Vorgesetzter zwei Iraker gezwungen hätten, sich nackt auszuziehen, sagte ein Streitkräfte-Sprecher am Donnerstag. Die Soldaten stehen wegen Misshandlungen und Demütigungen von Irakern vor Gericht.

Die von einem vierten Soldaten aufgenommenen Fotos lösten in Großbritannien Entsetzen aus und führten zu Vergleichen mit den Skandalfotos von US-Militärs im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib. Die Fotos vom Mai 2003 zeigen unter anderem Soldaten, wie sie mit beiden Füßen auf Gefangenen stehen und wie Gefangene sexuelle Handlungen vor der Kamera simulieren. Premierminister Tony Blair nannte die Vorfälle „schockierend und empörend“.

Die angeklagten Soldaten sind in Celle stationiert. Der 20-Jährige, der die Fotos gemacht hatte, musste sich bereits zuvor vor einem Militärgericht in Bergen-Hohne verantworten.

In Osnabrück hatte sich nur ein Soldat in einem Anklagepunkt schuldig bekannt. Die beiden anderen hatten zu Beginn der Verhandlung auf „nicht schuldig“ plädiert und erklärt, sie hätten nur auf Befehl von Vorgesetzten gehandelt. Die bisher im Zeugenstand vernommenen Unteroffiziere und Offiziere sagten jedoch aus, keine Befehle zur Misshandlung oder Demütigung von Gefangenen gegeben zu haben.

Der Prozess wird an diesem Freitag fortgesetzt. Von der kommenden Woche an sollen die Zeugen der Verteidigung gehört werden und auch die Angeklagten selbst zu Wort kommen. Das Verfahren soll noch mindestens bis zum 18. Februar dauern. (Schluss) mp

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