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Irak: Britische Geisel angeblich hingerichtet

Der im Irak entführte Brite Kenneth Bigley ist laut einer im Internet veröffentlichten Erklärung von den Geiselnehmern getötet worden. Die Erklärung erschien am Samstag auf der einschlägigen Web-Site "Alezah".

Auf dieser haben Anhänger des jordanischen Extremistenführers Abu Musab al-Zarqawi schon mehrfach Botschaften veröffentlicht. Ein Sprecher des britischen Außenministeriums erklärte, die Erklärung erscheine nicht glaubwürdig. „Wir denken nicht, dass man das allzu ernst nehmen muss“, hieß es in einer Erklärung.

Zarqawis Gruppe „Al-Tawhid wa al-Jihad“ (Eingottglaube und Heiliger Krieg) hatte sich zur Entführung des 62-jährigen Bigley sowie der beiden Amerikaner Eugene Armstrong und Jack Hensley bekannt. Armstrong und Hensley wurden bereits vor einigen Tagen ermordet. Die drei Männer waren am 16. September in Bagdad verschleppt worden. Die Geiselnehmer forderten die Freilassung weiblicher irakischer Häftlinge. Bigley wandte sich am Mittwoch mit einem verzweifelten Hilferuf per Video an den britischen Premierminister Tony Blair und flehte um sein Leben. „Das ist vielleicht meine letzte Chance“, sagte er.

In der am Samstag veröffentlichten Erklärung, die nur aus einem Satz bestand, hieß es: „Al-Tawhid wa al-Jihad gibt bekannt, dass es den britischen Staatsbürger hingerichtet hat und verkündet die gute Nachricht, dass sieben britische Soldaten gekidnappt wurden.“ Ein Sprecher der britischen Streitkräfte, Donald Francis, erklärte aber, es würden keine Soldaten vermisst.

Die Aufständischen setzten auch ihre Angriffe auf die irakischen Sicherheitskräfte fort, denen sie die Zusammenarbeit mit den US-Truppen vorwerfen. Bewaffnete erschossen in Bagdad sechs angehende Mitglieder der irakischen Nationalgarde. Die Männer hatten sich gerade zum Dienst bei den Streitkräften verpflichtet. Auch das Ölministerium in Bagdad war wieder Ziel eines Angriffs. Fünf Granaten schlugen dort am Samstag ein, es entstand aber nur Sachschaden.

Bei einem US-Angriff auf Falluja wurden am Samstag mindestens acht Menschen getötet und 15 Personen verletzt, darunter auch Frauen und Kinder, wie Augenzeugen sowie Mitarbeiter eines Krankenhauses berichteten. Das US-Militär teilte mit, der Angriff habe einem Treffpunkt von Zarqawis Kämpfern gegolten. In der Provinz Anbar, in der auch Falluja liegt, wurden am Freitag vier Marineinfanteristen getötet, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Einzelheiten wurden aber nicht genannt.

Der irakische Ministerpräsident Iyad Allawi rief die internationale Gemeinschaft auf, ihren Streit um die Rechtmäßigkeit der Invasion der US-Truppen und ihrer Verbündeten beiseite zu lassen. Alle müssten nun „fest an der Seite des Irak“ stehen, damit dieser ein sicheres, freies und demokratisches Land werden könne. Damit dem Terrorismus entschlossener und besser entgegentreten werden könne, sollten auch mehr Länder Truppen nach Irak entsenden, erklärte Allawi vor der Vollversammlung. Trotz aller Schwierigkeiten sei er entschlossen, an dem Zeitplan für die Parlamentswahl im Jänner festzuhalten.

Wegen der prekären Sicherheitslage ist nach den Worten eines hohen US-Beamten der Prozess gegen Exstaatschef Saddam Hussein gefährdet. Das Verfahren wegen Kriegsverbrechen werde möglicherweise nicht in absehbarer Zeit beginnen, sagte er.

Saddam selbst geht es nach den Worten des irakischen Innenministers Falah al-Nakib gesundheitlich gut. „Saddam Hussein ist bei guter Gesundheit und scheint nicht von seinem Stolz abzulassen“, sagte Nakib der in London erscheinenden arabischen Zeitung „Asharq al-Awsat“ (Samstagausgabe). Zwar habe der Ex-Präsident Körpergewicht verloren, das sei aber nach seinem eigenen Willen geschehen.

Der Minister hatte Saddam Hussein in der vergangenen Woche in Begleitung des irakischen Vize-Ministerpräsidenten Barham Saleh besucht. Der Ex-Präsident werde allein in einem Gefägnis außerhalb von Bagdad festgehalten und von irakischen und westlichen Aufsehern bewacht, sagte Nakib.

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