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Irak: Anschlagsserie und Massenfestnahmen

Im Irak dreht sich die Gewaltspirale weiter und weiter. Eine Autobombe hat am Dienstag vor einer Mädchenschule in der Hauptstadt Bagdad mindestens sechs Menschen in den Tod gerissen.

Bei einem doppelten Selbstmordanschlag im Norden des Landes kamen am Vortag mindestens 35 Menschen ums Leben, wie die Demokratische Partei Kurdistans (KDP) von Massud Barzani mitteilte. Damit waren allein am Montag mindestens 53 Menschen bei Anschlägen im Irak getötet worden.

Bei der bisher größten gemeinsamen Militäroperation irakischer und US-amerikanischer Sicherheitskräfte in Bagdad wurden in den vergangenen zwei Tagen 428 Aufständische festgenommen. Die Aktion begann am Sonntag und richtete sich gegen Rebellen, die regelmäßig Angriffe auf das Gefängnis Abu Ghraib und die Straße zum Flughafen verüben. Das Vorgehen gegen die Aufständischen werde von der Bevölkerung unterstützt, sagte US-Militärsprecher Clifford Kent. Bei weiteren Razzien in Bagdad seien am Dienstag sieben Terrorverdächtige festgenommen worden. In Mossul befreiten US-Soldaten zwei irakische Geiseln. Die beiden Männer wurden bei einer Razzia gefesselt in einem Keller aufgefunden.

Die Explosion im Zentrum von Bagdad ereignete sich unweit des Withak-Platzes, sie zerstörte einige Autos und beschädigte mehrere Gebäude. Die Polizei war über einen verdächtigen Wagen informiert worden. Die Autobombe detonierte, als sich gerade Sprengstoffexperten näherten.

Ein Anschlag auf die konservative schiitische Abgeordnete Salamah al-Kafaji schlug am Dienstag fehl. Die Politikerin blieb unverletzt, als ihr Wagen auf dem Weg von Bagdad nach Najaf angegriffen wurde. Vier ihrer Leibwächter wurden nach Angaben ihres Sprechers verletzt. Die Abgeordnete überlebte bereits im Mai 2004 ein Attentat. Der schiitische Abgeordnete Humam Hammoudi ist nach eigenen Angaben zum Vorsitzenden des Parlamentsausschusses gewählt worden, der bis Mitte August den Entwurf für eine Verfassung ausarbeiten soll. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte bei ihrem Besuch Mitte Mai kritisiert, dass nur zwei der 55 Mitglieder des Ausschusses Sunniten sind. Regierungschef Ibrahim al-Jaafari sagte daraufhin zu, die Minderheit der Sunniten bei der Ausarbeitung der Verfassung stärker einzubinden.

Die von den USA eingesetzte frühere Interimsregierung unter Premier Iyad Allawi ist laut einem Bericht der Vereinten Nationen für den Verbleib von rund 100 Millionen Dollar aus dem “Öl-für-Lebensmittel“-Programm Rechenschaft schuldig geblieben. Die USA hatten der Allawi-Regierung am 28. Juni vergangenen Jahres die Verwaltungsgeschäfte übertragen. Das Kabinett amtierte bis zur Konstituierung der aus den allgemeinen Wahlen vom Jänner hervorgegangenen Koalitionsregierung Anfang Mai.

Als „titanisches Ringen“ bei einer Sicherheitslage, die ein „Albtraum“ sei, hat der im Libanon geborene US-amerikanische Professor für Internationale Studien, Fouad Ajami, die derzeitige Situation im Irak beschrieben. Der Nahost-Experte der Johns Hopkins Universität (Baltimore), der am Montag Journalisten in Wien von New York aus per Video-Konferenzschaltung Rede und Antwort stand, würdigte gleichzeitig die Fortschritte beim Aufbau einer Zivilgesellschaft und beim Wiederaufbau der Infrastruktur im Irak sowie den amerikanischen Beitrag dazu.

Weitere US-Soldaten bei Anschlägen getötet

Die Explosion einer Autobombe hat am Dienstag im Irak drei US-Soldaten das Leben gekostet. Der Sprengsatz war an einem geparkten Auto befestigt und explodierte, als gerade eine amerikanische Patrouille durch das Zentrum von Bagdad fuhr, wie Militärsprecher David Abrams mitteilte. Erst am Montag waren bei einer Bombenexplosion vier US-Soldaten getötet worden. Der Anschlag ereignete sich nach Angaben der Streitkräfte vom Dienstag in Haswa, etwa 50 Kilometer südlich von Bagdad.

Ein weiterer Sprengsatz zerstörte in Ramadi westlich von Bagdad ein Militärfahrzeug und verletzte drei Soldaten. Zwei von ihnen konnten ihren Dienst wieder antreten, einer wurde im Krankenhaus behandelt. Bis Dienstag wurden seit der Invasion im März 2003 mindestens 1.641 US-Soldaten getötet.

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