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Irak: Anschläge auf schiitische Moscheen

Irakische Aufständische haben am Freitag mit Anschlägen auf schiitische Gläubige und ausländische Journalisten mindestens 73 Menschen in den Tod gerissen.

Nach Angaben lokaler Behörden sind möglicherweise sogar mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen. Selbstmordattentäter sprengten sich in der überwiegend von Kurden bewohnten nordostirakischen Stadt Chanakin in zwei Moscheen in die Luft, in denen sich viele Menschen zum Freitagsgebet versammelt hatten. In Bagdad versuchten zwei Selbstmordattentäter nach amtlichen Angaben, an ein von ausländischen Journalisten bewohntes Hotel heranzukommen. Sie töteten acht Iraker, deren Wohnhäuser in der gewaltigen Explosion einstürzten.

Die Journalisten kamen dagegen mit dem Schrecken davon, weil eine spezielle Schutzmauer die Wucht der Detonationen abfing. 43 Menschen wurden verletzt, die Mauer wurde zerstört. Das Hamra-Hotel liegt in der Nähe eines Gebäudes des Innenministeriums, in dem US-Soldaten kürzlich 173 unterernährte Gefangene entdeckten, von denen einige offensichtlich gefoltert worden waren.

Koordiniertes Vorgehen

Auch in Chanakin nahe der iranischen Grenze stellten die Ermittler ein koordiniertes Vorgehen von zwei Selbstmordattentätern fest. Dutzende Gläubige strömten in die Sheikh-Murad- und die Chanakin-Moschee, als sich die Attentäter in den schiitischen Gotteshäusern in die Luft sprengten, sagte Polizeisprecher Hasim al-Sudani. 65 Menschen seien getötet und 75 weitere verletzt worden. Die Moscheen seien vollständig zerstört worden, teilte die Polizei mit. Den Angaben zufolge hatten die Attentäter ihre Sprengsätze in Hüftgürteln verstaut und zündeten sie, als die Gebetshallen sehr belebt waren.

Unmittelbar nach den Anschlägen rückte eine kurdische Miliz in Chanakin ein und übernahm die Kontrolle über die Stadt. Die so genannten Peschmerga sind loyal zu den beiden großen kurdischen Parteien der Region. Bei einem Gefecht im westlichen Irak töteten amerikanische und irakische Soldaten nach US-Angaben 32 Aufständische. Die Soldaten hätten in Ramadi einen Angriff zurückgeschlagen, mit dem die Aufständischen offenbar die Hauptdurchgangsstraße in der Provinzhauptstadt von Anbar erobern wollten, hieß es.

Truppenabzug

Südkorea kündigte unterdessen an, im kommenden Jahr rund ein Drittel seiner im Irak stationierten Truppen wieder abzuziehen. Dieser Plan werde dem Parlament vorgelegt, wenn es über die Verlängerung des Einsatzes zu entscheiden habe, hieß es. Derzeit sind rund 3.200 südkoreanische Soldaten vor allem im Nordirak stationiert. Das ist das zweitgrößte Kontingent der US-Koalitionspartner nach Großbritannien. Die US-Regierung zeigte sich überrascht von der Ankündigung. „Die USA wurden nicht davon unterrichtet“, erklärte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Frederick Jones.

Die UNO-Menschenrechtsbeauftragte Louise Arbour forderte in Genf vollständige Aufklärung über offensichtliche Folterungen von Gefangenen der irakischen Regierung. Sie rief Bagdad auf, einer internationalen Untersuchung zuzustimmen.

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