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Irak: Andauernde Kämpfe und Luftangriffe

US-Truppen in der irakischen Pilgerstadt Najaf sind am Mittwoch neuerlich mit Panzern und Fahrzeugen in den Friedhof eingedrungen, der für die Schiiten heilig ist.

Sie beabsichtigen gegen dort vermutete Stellungen der „Mahdi-Armee“, der Miliz des radikalen Predigers Muktada al Sadr, vorgehen. Wie am Vortag fuhren neben dem von Sadr-Milizionären kontrollierten Altstadtkern US-Soldaten durch die Straßen, über Megafone forderten sie die Bevölkerung auf, das Wohngebiet zu räumen. Nach Augenzeugenberichten wurde das Haupttor der Imam-Ali-Moschee, eines der höchsten schiitischen Heiligtümer, im Zentrum der Stadt stark beschädigt. Der irakische Vizepräsident Ibrahim al Jaafari verlangte unterdessen den Abzug aller US-Truppen aus Najaf.

Muktada al Sadr hat am Mittwoch, dem siebenten Tag der Kämpfe in Najaf, seine Miliz aufgerufen, auch im Fall seiner Gefangennahme oder seines Todes weiter zu kämpfen. „Kämpft weiter, selbst wenn ihr mich als Gefangenen oder als Märtyrer seht“, ließ er in einer Erklärung verbreiten, die vom arabischen TV-Nachrichtensender Al Jazeera zitiert wurde. Der iranische Staatspräsident Mohammad Khatami hat in Teheran Einmischungsvorwürfe zurückgewiesen. Behauptungen, dass der Iran Waffen an schiitische Milizen im Irak liefere, seien „grundlos“, sagte er nach einer Kabinettssitzung. Der irakische Verteidigungsminister Hazim Shaalan hatte gesagt, Teheran habe „seine Spuren“ in Najaf hinterlassen. Er hatte den Iran als „Hauptfeind“ des Irak bezeichnet und erklärt, es würden iranische Agenten in den Irak geschleust.

Bei einem Bombenanschlag auf den Markt einer irakischen Kleinstadt sind am Mittwoch mindestens sechs Menschen ums Leben gekommen und neun weitere verletzt worden. Die Täter hatten den Sprengsatz am Rand einer Straße in der Ortschaft Khan Bani Saad versteckt, die nördlich von Bagdad in der Nähe von Bakuba liegt. Der Chef der pro-iranischen Schiiten-Partei „Oberster Rat der Islamischen Revolution“ (SCIRI) für die Provinz Diala, Ali al Khalisi, ist am Mittwoch einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Die Täter eröffneten das Feuer von einem Auto aus auf seinen Wagen in Mahmudiya, etwa 40 Kilometer südlich von Bagdad.

Bei Angriffen der britischen Luftwaffe auf Stellungen von Aufständischen in der südirakischen Stadt Amara sind in der Nacht 20 Menschen getötet worden. Nach irakischen Krankenhausangaben wurden weitere 50 Menschen verletzt. Die britischen Luftangriffe richteten sich nach offiziellen Angaben gegen Stellungen von Anhängern der „Mahdi-Armee“. Wie ein britischer Armeesprecher mitteilte, wurden sie „gezielt und präzise“ durchgeführt. Angaben über Opfer lagen nicht vor.

Zum zweiten Mal in 24 Stunden ist im Irak ein jordanischer Geschäftsmann entführt worden. Bei dem Verschleppten handelt es sich um Taha al Maharmeh, wie ein Sprecher des Außenministeriums am Mittwoch in Amman ohne Einzelheiten mitteilte. Für die Freilassung des zuvor entführten Managers Jamal Sadek al Salajmeh fordern die Geiselnehmer ein Lösegeld von 250.000 US-Dollar. Salajmeh war als Vertreter einer japanischen Firma in Bagdad tätig.

Das US-Verteidigungsministerium geht laut einer internen Analyse davon aus, dass der Kampf der irakischen Widerstandskräfte gegen die ausländischen Besatzungstruppen noch lange anhalten könne. Die Aufständischen könnten langfristig durchhalten, solange Geld und Nachschub in den Irak geschleust würden, heißt es in einem Papier aus dem Pentagon, das der am Donnerstag erscheinenden deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ vorliegt. Die Unterschiede zwischen ehemaligen Anhängern von Saddam Husseins Baath-Regime, sunnitischen Nationalisten, fundamentalistischen Schiiten, sowie einheimischen wie zugewanderten Extremisten (Al-Kaida-Anhänger) begännen zu verschwimmen. Auch Gruppen, die letztlich gegeneinander positioniert sind, könnten Zweckbündnisse auf Zeit schließen, heißt es in dem Pentagon-Papier.

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