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Irak: 120 Anschlags-Tote in Kerbala und Ramadi

Beim Terroranschlag in der den Schiiten heiligen irakischen Stadt Kerbala sind mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen, etwa 70 Menschen wurden verletzt. In Ramadi starben bei einem Anschlag 69 Menschen.

Drei Wochen nach der Parlamentswahl im Irak haben zwei Selbstmord-Attentäter mehr als 120 Menschen mit in den Tod gerissen. 67 Todesopfer wurden nach einem Anschlag auf ein Rekrutierungsbüro der irakischen Polizei in Ramadi gemeldet, mindestens 49 Menschen kamen in Kerbala ums Leben. Bei weiteren Anschlägen in Bagdad und Najaf wurden 7 US-Soldaten getötet. In der Fußgängerzone vor dem Imam-Hussein-Schrein von Kerbala, einem der bedeutendsten Heiligtümer der irakischen Schiiten, warf am Morgen ein Selbstmord-Attentäter mehrere Handgranaten und zündete dann eine acht Kilogramm schwere Bombe. Außer den 49 Toten gab es nach Polizeiangaben etwa 70 Verletzte. Nach der Explosion wurden Verletzte in Handkarren weggebracht, auf dem Boden waren Lacken voll Blut zu sehen.

Anschlag gegen schiitische Pilger

Der Anschlag richtete sich offenbar gegen schiitische Pilger, die jeden Donnerstag zum Freitagsgebet nach Kerbala reisen. Der örtliche Polizeichef Razaq al-Taie machte „Takfiristen und Saddamisten“ für die Bluttat verantwortlich. Die Takfiri-Ideologie sunnitischer Extremisten rechtfertigt den Tod aller Andersgläubigen, auch der Schiiten. Die 80 Kilometer südlich von Bagdad gelegene Stadt ist seit Dezember 2004 von Anschlägen weitgehend verschont geblieben. Im März 2004 waren bei einer Serie von Anschlägen in Kerbala mehr als 100 Menschen getötet worden.

In Ramadi, 115 Kilometer westlich von Bagdad, sprengte sich am Donnerstag ein Selbstmord-Attentäter vor einer Glasfabrik in die Luft, in der Rekruten für den Polizeidienst angeworben wurden. Das Krankenhaus meldete 67 Tote und rund 105 Verletzte. Bei einem Bombenanschlag in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind fünf US-Soldaten getötet worden. Die Bombe sei am Straßenrand explodiert, als die US-Soldaten auf Patrouillenfahrt waren. Weitere zwei US-Soldaten kamen nach Angaben der Polizei bei einem ähnlichen Anschlag im südirakischen Najaf ums Leben.

Regierung lässt sich nicht behindern

Bereits am Mittwoch waren bei mehreren Anschlägen im Irak mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen. Die neue Eskalation der Gewalt steht offenbar in Zusammenhang mit der Regierungsbildung nach der Parlamentswahl vom 15. Dezember. Stärkste politische Kraft wurde dabei nach vorläufigen Ergebnissen die Vereinigte Irakische Allianz. Dieses Bündnis schiitischer Parteien stellt voraussichtlich 130 der 275 Abgeordneten. Die Attentate würden „die Bildung einer Regierung der nationalen Einigkeit“ nicht verhindern, betonte Präsident Jalal Talabani. Ein Berater von Ministerpräsident Ibrahim al-Jaafari nannte den Anschlag von Kerbala „eine feige Tat“ und gab „Elementen der aufgelösten Baath-Partei (von Saddam Hussein) und islamistischen Extremisten“ die Schuld.

Das endgültige Ergebnis der Parlamentswahlen im Irak soll spätestens am 9. Jänner bekannt gegeben werden. „In zwei oder drei Tagen, spätestens in vier Tagen“ werde feststehen, wie viele Sitze die einzelnen Parteien errungen hätten, sagte Hussein al-Hindawi von der Wahlkommission am Donnerstag. Die Zusammensetzung des 275-köpfigen Parlaments werde voraussichtlich am 20. Jänner veröffentlicht. Vor der Veröffentlichung des Wahlergebnisses muss die Kommission zunächst ihren Bericht über die fast 1.800 Beschwerden vorlegen, die eingereicht worden waren.

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