Die DVD mit ihrer elfstündigen kontradiktorischen Einvernahme war im Gerichtssaal abgespielt worden. Wie mittlerweile feststeht, hat die inzwischen 42-Jährige auch zweimal die Verhandlung gegen ihren Vater besucht.
Das Auftreten der Tochter – Josef F. hatte das Video mit ihren belastenden Angaben bis dahin nie gesehen – habe den Angeklagten “berührt und getroffen”, meinte Kastner am Freitag im Gespräch mit der APA. Josef F. habe “gesehen, was er mit ihr gemacht hat”. Das sei für Josef F., dessen Persönlichkeit an sich kein emotionales Einfühlen kenne, ein “eindrückliches Erlebnis” gewesen, sagte Kastner, die an der gesamten Verhandlung teilgenommen hatte.
“Das setzt jemandem am meisten zu, wenn er so etwas seiner Sicht der Welt entgegen gesetzt bekommt und diese Sicht nicht mehr wegleugnen kann”, sagte Kastner. Die üblichen Strategien des bald 74-Jährigen, das Unrecht auszublenden, das er seiner Tochter jahrzehntelang angetan hatte, hätten nicht mehr gegriffen: “Er war erstmals ohne Entkommen zu können mit einer anderen Sicht konfrontiert.”
Darin liege die Ursache für das unerwartete umfassende Geständnis des Mannes zu sämtlichen Anklagepunkten, vermutete Kastner. Den Schuldspruch in sämtlichen Anklagepunkten und die lebenslange Freiheitsstrafe hatte Josef F. dann sogar ohne Rücksprache mit seinem Verteidiger akzeptiert.
Kastner hält Josef F. für selbstmordgefährdet. Man wisse, dass es bei Straftätern in dieser Hinsicht zwei heikle Phasen gebe: Den Zeitpunkt der Festnahme und das Vorliegen des rechtskräftigen Urteils.