Zum Thema: Wie geht es dem neuen Seelsorger in Meiningen
W: Es ist keine leichte Aufgabe, zwei Pfarren zu betreuen- Wie gefällt es Ihnen in Meiningen und Brederis? Haben Sie sich schon gut eingelebt?
A: Es ist ja meine erste Stelle als Pfarrer. Ich habe gemerkt, dass es Zeit braucht, bis ich an diesen Orten auch seelisch ankommen bin. Zwei Pfarreien zu betreuen fordert mich heraus. Der Wechsel unter dem Jahr ist auch nicht einfach. Ich wurde in beiden Gemeinden sehr gut aufgenommen. Dank vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schaffe ich diese Aufgabe. Langsam kenne ich immer mehr Meiniger und Bresner und das macht die Sache auch leichter.
W: Welche Prioritäten setzen Sie, für den neuen Aufgabenbereich?
A: Bewährtes beibehalten und Neues wagen. Im Moment gehört es zu meiner Aufgabe, Menschen zuzuhören und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Mir geht es nicht um eine Selbstverwirklichung sondern vielmehr möchte ich den Puls der Gemeinde spüren lernen, um daraus Entscheidungen zu treffen. Mein großes Anliegen sind Kinder- und Jugendarbeit, junge Familien, allein erziehende Mütter und Väter.
W: Sie sind erst ein paar Wochen in Meiningen und Brederis als Pfarrer tätig- trotzdem hört man überall, dass Sie herzlich willkommen sind und dass man Sie schätzt, erlebt die Begeisterung der Bevölkerung für Sie – worauf führen Sie dies zurück?
A: Ich bin kein abgehobener Pfarrer, der alles besser weiß. Ich zeige mich, so wie ich bin: Mit euch bin ich ein Christ, für euch bin ich Priester, so wie Augustinus das gesagt hat. Ich gehe auf die Menschen zu und nehme sie in ihren Anliegen sehr ernst. Und das was ich tue, versuche ich mit ganzem Herzen zu tun.
W: Warum haben Sie den Entschluss gefasst, in Europa- bzw. in Vorarlberg zu bleiben? Was hat Sie dazu bewogen?
A: Der Entschluss war gar nicht leicht. Es war geplant, dass ich nach meinem Studium in Innsbruck nach Indien zurückkehre. Erst im Jahre 2000 kam die Anfrage, ob ich eine Zeitlang in Bregenz bleiben könnte. Mir war auch die Denkweise der Vorarlberger fremd und ich musste sie erst kennenlernen. Mit der Zeit schließen sie dich ins Herz und so ist mir das Ländle Heimat geworden. Darum lebe und arbeite ich auch gerne hier.
W: Sie fahren im August das erstemal seit Jahren wieder in Ihre Heimat- was ist das für ein Gefühl? Welche Erwartungen stellen die Menschen bzw. Ihre Familie, an Sie, in der Heimat?
A: Im Jahr 2005 war ich zum letzten Mal zu Hause. In der Zwischenzeit hat sich vieles geändert. Meinem Vater geht es gesundheitlich nicht so gut. Ich bin froh, dass ich nach Hause fahren kann. Meine jüngere Schwester Tincy hat ein Mädchen bekommen und ich werde das Baby taufen. Ich freue mich sehr auf meine Familie. Es gibt viel zu erzählen, vor allem über Meiningen und Brederis. Sie kennen die Gemeinden von Erzählungen- Im Moment bin ich fleißig beim fotografieren, dass ich meiner Familie zeigen kann, wo ich bin.
W: Bei der Firmung in Meiningen und Brederis haben Bischof Kräutler und Sie die Messe zelebriert- Bischof Kräutler ist aus Koblach und für immer in die Dritte Welt gegangen- Sie sind aus Indien und sind nun hier- ein Umkehrspiel- die Welt ist so klein. Was verbindet Sie mit Bischof Kräutler- Kennen Sie ihn schon lange? – Gibt es etwas, das Ihnen, an seiner Arbeit besonders gefällt?
A: Ich kenne Bischof Erwin nicht lang. Erst vor und nach der Firmung in Brederis sind wir ins Gespräch gekommen. Mich hat es fasziniert, dass er die Sprache der Menschen spricht und den jungen Menschen religiöse Werte näher bringen kann. Zu seiner Arbeit fällt mir das Zitat aus dem Buch Jeremia ein Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe und alle heile, deren Herz zerbrochen ist In seiner Arbeit lässt er sich nicht entmutigen und er geht einen radikalen Weg der Nachfolge Jesu.
W: Haben Sie aus religiöser Sicht ein weltliches Vorbild? Was ist Ihr oberstes Lebensziel?
A: Martin Luther King, der im Gottvertrauen von einem neuen Morgen geträumt hat. Mein oberstes Lebensziel ist die Zufriedenheit: d. h zum Frieden kommen. Gott hat mir alles dazu gegeben, damit ich die Zufriedenheit erreichen kann! Die wirkliche Zufriedenheit kommt von meinem Inneren, nicht von Außen.
W: Was halten Sie für die wichtigste Aufgabe der Kirche in der heutigen Zeit?
A: Dr. Benno Elbs hat einmal gesagt: nicht jammern, sondern tun ich stimme dem zu. Wir sollen endlich anfangen, die Zeichen der Zeit zu verstehen und dem entsprechend zu handeln. Es ist uns Christen eine Herausforderung, aber zugleich der Weg in die Zukunft.
W: Vielen Dank für Ihre Zeit für dieses Interview – wir wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrer Reise in ihr Heimatland und alles Gute für die Zukunft als Pfarrer in Meiningen und Brederis.