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Interview mit Bischof Erwin Kräutler

Die Gruppe "Koblach am Xingu" feierte mit Bischof Erwin Kräutler seinen 70. Geburtstag.
Die Gruppe "Koblach am Xingu" feierte mit Bischof Erwin Kräutler seinen 70. Geburtstag. ©Hellrigl
(HBR) Über einen bunten Geburtstagsblumenstrauß freut man sich immer, wenn dieser aber das Symbol für 15.000 Euro ist, dann ist selbst Bischof Erwin Kräutler nahezu sprachlos. Der Spendenaktion der Gruppe „Koblach am Xingu“, die mit Spenden Blumen im Internet zum Erblühen brachten, war somit ein sensationeller Erfolg beschieden.

„Dieses Geburtstagsgeschenk ist Wertschätzung deiner Person, eine Würdigung deiner engagierten Arbeit und Solidarität mit den Menschen am Xingu“, begründete Rosina Welte bei der Überreichung in St. Arbogast, wo der 70. Geburtstag von Bischof Kräutler nachgefeiert wurde.

Geselliger Hock

Die Initiatoren – Rafaela Häusle, Barbara Jochum, Reinhard Kopf, Ursula und Josef Kräutler, Christian Lebar, Bernadette Rothmund und Rosina Welte – hätten sich dieses Ergebnis selbst nicht erträumen lassen und zeigten sich gerührt, dass sich so viele Spender über diese Aktion angesprochen fühlten. Bgm. Fritz Maierhofer, der bei seiner Laudatio einen Blick in die Biographie von Kräutler warf, legte noch ein Schäufelchen drauf und erhöhte den Betrag auf 20.000 Euro. Nach dem feierlichen Gottesdienst zum Auftakt der Festlichkeiten, ermöglichte dann ein geselliger Hock mit Bohneneintopf persönliche Gespräche mit dem Bischof.

Die Feier gab Anlass für ein kurzes Gespräch mit Bischof Erwin Kräutler über die Lage in Brasilien und seine Pläne:

VN-Heimat: Es wird Ihr 70. Geburtstag gefeiert. Denken Sie nun langsam an eine Rückkehr in ihre Heimat?

Bischof Kräutler: Derzeit ist das kein Thema. Bezüglich einer späteren Rückkehr in die Heimat ist alles offen. Jetzt bin ich in Brasilien trotz aller Umstände glücklich, ich habe nicht bereut, dass ich diesen Weg gegangen bin und wenn mir Gott die Gesundheit schenkt, dann arbeite ich die nächste Zeit auf jeden Fall weiter.

 

VN-Heimat: Was bedeutet die Hilfe aus der Heimat für Sie?

Bischof Kräutler: Wir könnten die meisten Projekte und Initiativen ohne diese Hilfe nicht aufrechterhalten. Die Spenden sind keine Almosen, sondern Mithilfe, konkrete Solidarität über die Grenzen hinweg. Ich verstehe es als geschwisterliches Teilen mit jenen Menschen, denen es weniger gut geht.

 

VN-Heimat: Wie hat sich Ihre Arbeit während Ihrer 44-jährigen Missionstätigkeit in Brasilien entwickelt?

Bischof Kräutler: Erfolgserlebnisse stehen negativen Erfahrungen gegenüber. Das Volk hält zusammen, ist zu einer Gemeinschaft geworden. Es hat sich ein kirchliches Gemeindeleben entwickelt, über das ich dankbar bin. Aber auch politisch gibt es Erfolge. Der indigene Arm der Bischofskonferenz hat erreicht, dass das Indianerrecht in der Verfassung verankert ist. Andererseits hat sich die Lage zugespitzt, die Fronten sind klar geworden. Es gibt eine Mafia, die meint, sie stehe über der Verfassung und dagegen kämpfen wir an. Der Klimawandel ist spürbar. Eine selbständig arbeitende Gruppe kämpft gegen die Abrodung des Regenwaldes und stellt sich mit Recht die Frage: Haben zukünftige Generationen noch eine Überlebenschance?

 

VN-Heimat: Wie ist der Stand beim Belo Monte Kraftwerk?

Bischof Kräutler: Dieses Projekt ist einer der Gründe, warum ich unter Personenschutz gestellt bin, es gibt furchtbar harte Fronten. Die arme und mittlere Schicht ist gegen die Umsetzung, die großen Unternehmer wollen dieses Projekt aus purer Habgier diktatorisch und arrogant durchziehen. Ein Drittel der Stadt Altamira mit 90.000 Einwohnern würde geflutet werden. Den Bewohnern wird versprochen, dass für sie Häuser gebaut werden. Auf die Frage wohin, gibt es aber keine Antwort. Wenn die Kapazität der bestehenden Kraftwerke ausgenützt würde, bräuchte es dieses Projekt nicht. In Punkto alternativer Energie, wie die Sonne, geht auch nichts voran.

 

VN-Heimat: Gibt es ein neues Hilfsprojekt?

Bischof Kräutler: Ja, die Rechtsberatung. Die Menschen brauchen Rechtshilfe, so können gewisse Leute angeprangert werden. Zwei Rechtsanwältinnen sind diesbezüglich engagiert und riskieren dabei Kopf und Kragen.

 

VN-Heimat: Danke für das Gespräch, alles Gute und Gottes Segen zu Ihrem 70. Geburtstag.

 

 

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