Aus diesem Anlass warnten zahlreiche Politiker in aller Welt am Wochenende vor Geschichtsrevisionismus, Verfolgung, Rassismus und Diskriminierung. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon rief zu Wachsamkeit gegenüber jeder Art von Intoleranz auf. “Denen, die den Holocaust leugnen oder behaupten, dass er übertrieben dargestellt wird, begegnen wir mit unserer Entschlossenheit!”
Ban sagte, es reiche nicht aus, der Toten zu gedenken und sie zu ehren. “Wir müssen die jetzige Generation aufklären und uns um sie kümmern”, forderte er. “Wir müssen ihnen Respekt vor der Verschiedenheit (der Menschen) geben, ehe sich Intoleranz entwickeln kann.” Aufgabe sei, den Menschen in aller Welt die Idee der “Würde und Gerechtigkeit für alle” näher zu bringen: “Lassen Sie uns die Menschenrechte nicht als Selbstverständlichkeit betrachten.”
Außenministerin Ursula Plassnik (V) konstatierte ihrerseits, dass es für Europäer eine Selbstverständlichkeit geworden sei, in Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und in Achtung der Menschenwürde zu leben. Dieses neue Europa sei das positivste Gegenbild zur “bittersten Erfahrung” unserer Vergangenheit, und was als europäisches Friedensprojekt begonnen hat, müsse im 21. Jahrhundert zu einem weltweiten “Eckpfeiler des Friedens” werden. “Wir wollen in Österreich, in Europa und in der Welt ein Zusammenleben, das von gegenseitiger Anerkennung, von Toleranz und Respekt geprägt ist”, forderte Plassnik.
Der Generalsekretär der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Raimund Fastenbauer, warnte vor der atomaren Aufrüstung des Iran und dessen Verbindung mit Drohungen und Holocaustrevisionismus. Es gäbe Parallelen zwischen der Ignoranz Europas gegenüber der Bedrohung der Zivilisation durch Hitler und den Drohungen seitens des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, Israel auszulöschen und einen neuen “globalen Holocaust” zu verursachen. Die Abhaltung von Holocaustleugner-Konferenzen, verbunden mit Vernichtungsdrohungen, seien Warnzeichen, die von der Staatengemeinschaft beachtet werden sollten. Die Bedrohung richte sich nicht nur gegen Israel, sondern auch gegen die Nachbarn des Iran und ganz Europa, sagte Fastenbauer.
In Deutschland unterstrich der deutsche Außenminister Frank- Walter Steinmeier die Verpflichtung, “die Erinnerung an den von Deutschen begangenen Völkermord wach zu halten und uns weltweit gegen Antisemitismus und Rassenhass einzusetzen”. Es bleibe für die Deutschen “Aufgabe und Pflicht, Derartiges nie wieder zuzulassen und jedem Anfang zu wehren”. Er erklärte, aus dem Verantwortungsgefühl heraus habe sich Deutschland nachdrücklich dafür eingesetzt, das Ständige Sekretariat der “International Task Force Holocaust Remembrance” in Berlin anzusiedeln. Die International Task Force Holocaust mit derzeit 25 Mitgliedstaaten hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Verbrechen des Nationalsozialismus und deren Opfer im kollektiven Gedächtnis der Menschheit zu erhalten.
In Kroatien erinnerte Staatspräsident Stjepan (Stipe) Mesic an die Verbrechen des faschistischen Ustascha-Regimes während des zweiten Weltkriegs. “Die im kroatischen Namen begangenen Ustascha- Verbrechen sind unsere Schande.” Der Holocaust-Gedenktag biete auch die Möglichkeit, “alle Theorien und Ideologien, die in irgendeiner Weise auf Ungleichheit, Intoleranz und Trennung basieren, deutlich zurückzuweisen und die Beachtung und Ausübung der Menschenrechte zu betonen. … Die Juden waren ohne Zweifel die größten Opfer des Holocaust”, sagte Mesic, “er betraf aber auch alle anderen Menschen, die als minderwertig angesehen wurden. Die Bevölkerung in Kroatien gedenke des Holocaust auch deshalb, weil Kroaten ebenfalls daran beteiligt waren”, so der Präsident. “Das Ustascha-Regime wiederholte bereitwillig alles, was in Nazi-Deutschland und den besetzten Gebieten getan wurde. Indem das Ustascha-Regime am Holocaust teilnahm, wurde Kroatiens Reputation befleckt und es waren nur kroatische Antifaschisten, die diesen Namen sauber hielten”, meinte Mesic, “diese beiden Fakten dürfen nicht vergessen werden.”
Die Vereinten Nationen werden am morgigen Montag (28. Jänner) in New York in einer Gedenkstunde an die sechs Millionen Juden erinnern, die den Nazis zum Opfer gefallen sind. Dabei sollen auch KZ- Überlebende wie der US-Kongressabgeordnete Tom Lantos (79) sprechen. Im Anschluss daran steht ein Konzert israelischer Symphoniker unter Leitung von Zubin Mehta auf dem Programm. Zudem bringen die UN eine Sonderbriefmarke zur Erinnerung an die Opfer des Nazi-Terrors heraus.