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"Interieur": Die Verlangsamung des Moments bei den Wiener Festwochen

"Interieur", Claude Regys Bearbeitung von Maurice Maeterlinck, werden in Zeitlupe vollführt und führen das Publikum gleich in einen anderen Bewusstseinszustand über.
"Interieur", Claude Regys Bearbeitung von Maurice Maeterlinck, werden in Zeitlupe vollführt und führen das Publikum gleich in einen anderen Bewusstseinszustand über. ©Koichi Miura
Die Bewegungen in der Festwochen-Premiere "Interieur", Claude Regys Bearbeitung von Maurice Maeterlinck, werden in Zeitlupe vollführt und führen das Publikum gleich in einen anderen Bewusstseinszustand über. Surreal, faszinierend und eine Neuheit bei den Festwochen.
Die Eröffnung der Festwochen

Die surreale Langsamkeit wird von einer völligen Stille umgeben.

Die einzigen Geräusche kommen lange Zeit aus dem Zuschauerraum. Husten, Flüstern, Magengrummeln. Jedes Kleiderrascheln will hier vermieden werden, in dieser Zwischenwelt aus Bewusstsein und Unbewusstsein, aus hellwach und todmüde. Der Minimalismus wirkt anfangs, nach der Hektik des Alltags, fast unerträglich, die größtmögliche Reduktion richtiggehend radikal.

Regy mit Inszenierung “Interieur” in Wien

Der 91-jährige Regy, der große Einzelgänger des französischen Theaters, hat für seine Inszenierung von “Interieur” in Japan und damit erstmals außerhalb seines Heimatlandes gearbeitet. In dem Stück muss ein Mann einer Familie die Nachricht vom Tod der ältesten Tochter überbringen, die im Fluss treibend gefunden wurde. Der Moment des Überlieferns der Nachricht wird verlangsamt, doch “das Unglück wird größer und größer, je länger man wartet”.

Insgesamt bewegen sich elf Schauspieler in Zeitlupe im Sand, der mittels Lichteinfall in ein helles Oval (das Haus) und ein dunkles “Außen” geteilt ist. Im Inneren liegt der friedlich schlafende Sohn (der nach den eineinhalb Stunden des Stücks tatsächlich nicht leicht zu wecken ist), um ihn herum taumelt die restliche Familie. Die Katastrophe wird in entrücktem Sprechrhythmus thematisiert, die Zeit scheint dabei fast stillzustehen.

Die Inszenierung wirkt stets streng durchkomponiert und -choreografiert – aber schließlich heißt der Mann ja auch Regy. Bei den Wiener Festwochen ist mit “La Barque le soir” noch eine zweite Arbeit des Altmeisters zu sehen.

Mehr Informationen zu den Festwochen.

(APA)

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