Die Jugendarbeit in Dornbirn genießt einen ausgezeichneten Ruf. Deshalb erstaunt es längst niemanden mehr, dass das Modell immer öfter von anderen Kommunen übernommen wird. Vater der erfolgreichen offenen Jugendarbeit ist Dr. Martin Hagen. Von ihm kann man behaupten, dass er Bewegung in die Szene gebracht hat. Und zwar ausschließlich im positiven Sinn. Als Hagen vor 15 Jahren Geschäftsführer der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) wurde, stand er vor einer schwierigen Aufgabe. Der gelernte Psychologe und Pädagoge packte die Sache aber mit viel Engagement an und bald zeigte es sich, dass er der richtige Mann am richtigen Ort ist. Selbst die größte Herausforderung, die Integration Jugendlicher aus Migrantenfamilien zu fördern, war und ist für ihn keine unlösbare Aufgabe. Aber eine schwere. Hagen erkannte bald, wie man an die türkischen Jugendlichen am besten herankommt: Mit der Anstellung von zweisprachigen Jugendarbeitern haben wir den Königsweg gefunden. Denn ihnen hören die Burschen zu, und von ihnen lassen sie sich auch etwas sagen. Einer von beiden ist ein Meister des Tischfußballs. Kein Wunder, dass das Spiel mit dem kleinen Ball der große Renner im Jugendhaus ist. Und zugleich eine Chance, in- und ausländische Jugendliche sprichwörtlich an einen Tisch zu bringen. Es kommt zu keinem Körperkontakt und deshalb wird auch keiner böse, ist Martin Hagen von der Sportart, die im Jugendzentrum VISMUT auf hohem Niveau betrieben wird, geradezu begeistert.
Kaum Raufereien
Aus langjähriger Erfahrung weiß er, welche Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander notwendig sind: Integration ist vor allem eine Bildungsfrage. Junge Leute aus Familien, in denen Bildung einen hohen Stellenwert genießt, haben praktisch keine Probleme, mit Einheimischen gute Kontakte zu pflegen. Jugendliche ohne Schulabschluss, ganz zu schweigen von einer höheren Ausbildung, tun sich da viel schwerer. Und um diese müssen sich Hagen und sein Team ganz besonders kümmern. Die Dornbirner Betreuer wissen allerdings ganz genau, dass die Mädchen und Burschen nur kommen, wenn das Angebot passt, seien es Konzerte oder andere attraktive Veranstaltungen, die der OJAD-Chef auch gerne von den jungen Leuten selbst organisieren lässt. Stolz ist Martin Hagen vor allem darauf, dass es so gut wie keine Raufhändel gibt. Früher war das ganz anders. Inzwischen wissen die jungen Gäste, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter keinerlei Gewalt dulden. Das wird akzeptiert.