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Int. Pressestimmen zum UNO-Weltgipfel

„Le Figaro“: Nur kleine Schritte auf dem Weltgipfel. Die konservative französische Zeitung schreibt am Mittwoch zu den Ergebnissen des UNO-Weltgipfels in Johannesburg

„Niemand hat irgendwelche Wunder von dem Weltgipfel erwartet. Die Umweltprobleme unseres Planeten werden nicht auf einer Konferenz der UN gelöst, mag sie noch so grandios sein. Viel wurde über die Abwesenheit des Präsidenten der USA geredet. Der mächtigste Staatsmann schmollte, während 104 Staats- und Regierungschefs sich über die Zukunft der Erde sorgten. Die USA haben ihr volles Gewicht eingesetzt, um Lösungen zu blockieren, ob beim Thema Wasser oder erneuerbare Energien. Die verabschiedeten Deklarationen sind das Ergebnis von Kompromissen, die mitunter hinken und immer mühselig ausgearbeitet wurden.“

Die französische Tageszeitung „Liberation“ bemerkt zum Gipfel in Johannesburg:

„Der Weltgipfel in Johannesburg lenkt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die langfristigen Herausforderungen für die Menschheit. Dadurch wird in Erinnerung gerufen, dass eine Lösung nur durch den Dialog und die internationale Zusammenarbeit möglich ist. Aber die Vereinigten Staaten haben sich davon gefährlich weit entfernt. In Zukunft dürfen nicht länger nur die wirtschaftlichen Aspekte der menschlichen Entwicklung berücksichtigt werden. Die politischen Erklärungen müssen in Handlungen umgesetzt werden – und zwar schnell.“

Zur Ankündigung Russlands und Chinas in Johannesburg, am Protokoll von Kyoto teilzunehmen, schreibt die in Turin erscheinende Zeitung „La Stampa“ am Mittwoch:

„Die Teilnahme am Protokoll von Kyoto seitens Russlands ist für die Europäer eine Streicheleinheit und ist gerade für das großzügige Deutschland, dessen energetische Verdienste Schröder hervorgehoben hatte, indem er sein Land als Klassenbester präsentierte, eine wohlwollende Geste. China lässt mit der Teilnahme vor den USA die Muskeln spielen. Europa ist zufrieden (…) und findet jetzt Alliierte für das zukünftige Kyoto-Abkommen. (…) Die Regierenden denken, dass sie ein gutes oder besser gesagt ’nachhaltiges’ Abkommen erzielt haben, um es im Slang von Johannesburg auszudrücken.“

Die liberale dänische Tageszeitung „Politiken“ (Kopenhagen) meint am Mittwoch zum UNO-Gipfel:

„Beim Umweltgipfel in Johannesburg hat sich nur wenig echter Wille gezeigt, wirklich etwas gegen das für Arm wie Reich gleichermaßen bedrohliche soziale und umweltmäßige Gefälle auf der Welt zu tun. Das Missverhältnis etwa zwischen der schwulstigen und peinlichen Lyrik bei der Abschlussrede des französischen Präsidenten Chirac und der Weigerung des wohlhabenden Frankreich, zu besseren Handelsbedingungen für Agrarprodukte aus Entwicklungsländern im Westen beizutragen, ist der vielleicht vielsagendste Ausdruck für die Heuchelei, die von den reichsten Ländern der Welt in Johannesburg praktiziert wurde. (…) Wenn man bedenkt, wie wichtig die Globalisierung von Produktion, Wissen und Kommunikation für die ganze Welt ist, war Johannesburg eine erschreckende Mahnung, die zeigte, wie weit wir noch von dem ,globalen Deal’ entfernt sind, den Politiker und Basisbewegungen immer wieder anmahnen. Um Geschmack an etwas zu finden, muss man Zugang zu Lebensmitteln haben. Der reiche Teil der Welt mit Heuchlern wie Chirac an der Spitze sollte nach der Enttäuschung von Johannesburg einen faden Geschmack im Mund haben.“

Zum Ergebnis des UNO-Weltgipfels schreibt die flämische Tageszeitung „De Morgen“ aus Brüssel am Mittwoch:

„Die EU ist mehr Verlierer als Gewinner, obwohl die Europäer alles daran gesetzt haben, um zu einer guten Einigung zu kommen. Aber es ist deutlich, dass die Anliegen ebenso wie die Visionen häufig noch zu weit auseinander liegen, um große Schritte voran zu kommen. Die EU war zu oft in der Rolle des Bittstellers, um für sich selbst die Kastanien aus dem Feuer zu holen. So ist die Vereinbarung, bis spätestens zum Jahr 2015 die Fischbestände wieder herzustellen, mit Abstand das einzige Element mit konkreten Folgen für Europa, das vor allem auf der ökologischen Seite der nachhaltigen Entwicklung vorankommen muss.“

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