AA

Inseratflut der Stadt Wien im Kreuzfeuer

Die FPÖ fordert Aufklärung über Inserate der Stadt Wien.
Die FPÖ fordert Aufklärung über Inserate der Stadt Wien. ©Bilderbox
Grantig ist die Opposition auf das Rathaus. Zu viele Inserate würde es schalten. Jetzt soll das Kontrollamt prüfen.

Nach Regierungsspitze und Bundesministerien geraten nun auch die Werbeaktivitäten der Gemeinde Wien in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Genaue Daten und Zahlen über das Werbevolumen der Gemeinde Wien und der angeschlossenen gemeindenahen Unternehmen gibt es nicht. Offiziell ist von knapp zehn Millionen Euro im Jahr die Rede. Das ist jene Summe, die der Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien als Anzeigenbudget ausgibt. PR-Aktivitäten der Stadträte sowie Werbebudgets gemeindenaher Betriebe sind dabei nicht berücksichtigt. In der Medienbranche kursieren Zahlen jenseits der 100 Millionen Euro, von bis zu 180 Millionen jährlichem Werbebudget rund um die Bundeshauptstadt ist in Verlegerkreisen die Rede.

Großes Geld für kleine Formate

So hat die Gemeinde Wien im Jahr 2010 in der Gratiszeitung “Heute” bei etwa 250 Ausgaben im Jahr rund 450 ganzseitige Inserate geschalten. Bei einem Seiten-Listenpreis von 20.000 Euro würde dies ein Werbevolumen von neun Millionen Euro ergeben. Zum Vergleich: Die Druckkosten für “Heute” werden für 2010 bei 8.000 Euro pro 100.000 Auflage bei einer durchschnittlichen Druckauflage von rund 560.000 Stück auf etwas mehr als elf Millionen Euro geschätzt. Mit den Inseratenschaltungen der Gemeinde Wien konnte “Heute” demnach den Großteil seiner Druckkosten finanzieren, schätzen Branchenkenner.

Die Wiener FPÖ will deshalb mehr Transparenz in Wiens Werbeaktivitäten bringen. Sie schickt dem Kontrollamt ein Prüfansuchen in Sachen Inserate. Das hat FP-Gemeinderat Dietbert Kowarik am Mittwoch in einer Pressekonferenz angekündigt. Denn die Stadt sowie ausgelagerte Betriebe würden eine “unübersehbare Anzahl” von Anzeigen schalten. Detaillierte Angaben dazu gebe es aber keine, kritisierte Kowarik. Das Kontrollamt solle darum Transparenz in die “Inseratenflut” bringen.

Zahlen werden nicht herausgegeben

Der FP-Politiker berichtete von diversen Anfragen an die Stadtregierung, die erfolglos geblieben sind: “Ich habe keine einzige Zahl bekommen”, beklagte sich der FP-Politiker. Als Argument sei genannt worden, dass der Aufwand für eine Auflistung der Schaltungen zu groß sei. Die städtischen Prüfer werden über den Aufwand aber nun nicht hinwegkommen: Die FPÖ hat genug Mandatare, um eigene Prüfansuchen zu stellen. Abgelehnt werden können diese nicht.

Das Kontrollamt wird beauftragt, den Presse- und Informationsdienst der Stadt genauso unter die Lupe zu nehmen wie Betriebe und Gesellschaften, an denen die Stadt beteiligt ist – also etwa die Stadtwerke, den Fonds Soziales Wien, den Krankenanstaltenverbund oder die Gemeindebauverwaltung Wiener Wohnen. Untersucht wird das Jahr 2009 sowie das Wahljahr 2010.

Interessant ist laut Kowarik vor allem die hohe Zahl der Inserate in Gratiszeitungen und SPÖ-nahen Medien. “Es ist auffällig, dass gewisse Zeitungen überproportional bedient werden. Oft hat man den Eindruck, dass nicht die Information im Vordergrund steht, sondern die Werbung für den jeweiligen Stadtrat”, befand der FP-Politiker. Auch bestehe der Verdacht, dass mitunter eine positive Berichterstattung “erkauft” werden solle.

Die FPÖ spricht sogar von einer “Wiener Schule der Inseratenflut“. Diese werde nun vom früheren Wohnbaustadtrat und jetzigen Bundeskanzler Werner Faymann (S) auch auf Bundesebene umgesetzt.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Inseratflut der Stadt Wien im Kreuzfeuer
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen