Das politische Raubtier ist wieder da: Nachdem Stenzel in den vergangenen Monaten ihre öffentlichkeitswirksamen Auftritte etwas zurückgenommen hatte, ist sie am Montag mit einer energiegeladenen Performance in den Intensivwahlkampf eingestiegen. “Es wäre für die SPÖ natürlich ein Erfolg, wenn man die bürgerliche Mehrheit kippt und endlich den 1. Bezirk als Perle auf die Krone des roten Totalitarismus setzt”, zeigte Stenzel vor dem überlebensgroßen Foto einer Löwin der Sozialdemokratie die Krallen.
“Bürgerliche Front” gegen das Rathaus
Ihr Wahlziel sei dagegen, das 2005er-Ergebnis von 43,32 Prozent – das damals beste ÖVP-Ergebnis wienweit – noch zu steigern: “Zugegeben, so etwas ist schwer zu toppen.” Versuchen will es die Bezirkskaiserin aber, versicherte sie in ihrer mit Verve vorgebrachten Wahlrede. Es gehe um die bürgerlichen Kräfte, um “die bürgerliche Front, an der ich mehr stehe, als je ein Bezirksvorsteher im 1. Bezirk gestanden ist”. Auch wenn die SPÖ meist fälschlicherweise das Gegenteil insinuiere, gelte für den Bezirk doch: “Im Grunde kommt das meiste, das schlecht ist, vom Rathaus.”
Gegen “Krawall-Lokale”
“Die Entrechtung der Bewohnerinnen und Bewohner ist ein tägliches Erleben”, klagte Stenzel. Sie will deshalb mit einem 7-Punkte-Programm in eine neue Amtsperiode gehen. Die Stellung der Anrainer bei Betriebsgenehmigungen und bei der Gewerbeordnung müsse beispielsweise gestärkt werden, sprach sich die VP-Politikerin gegen “Krawall-Lokale” in Mietshäusern aus. Zur Hebung der Sicherheit solle die Videoüberwachung stark ausgebaut werden, was die SPÖ bisher immer verhindert habe: “Es ist schwer im 1. Bezirk, es ist aber leicht in den Gemeindebauten.”
Parkplätze für Anrainer
“Der Neue Markt muss die Piazza Navona von Wien werden”, plädierte Stenzel für autofreie Cityplätze, wenn dadurch die Parkplätze für Anrainer nicht limitiert würden. Für diese sei der Parkplatzraub nämlich Alltag. Deshalb solle jeder zweite Parkplatz in der Innenstadt für die Bewohner reserviert und in Garagen Anrainertarife offeriert werden. Eine Nebenfahrbahn des Rings könne beispielsweise nur den Anrainern zur Verfügung stehen.
“Miese Nachtszene”
Zugleich sei die Zahl der Veranstaltungen auf der Ringstraße zu reduzieren, die durch Verkehrssperren den Bezirk geradezu abriegeln würden: “Ganz Wien wird gelähmt durch die Demo- und Funmeile, die das rote Wien begünstigt.” Auch Schweden- und Morzinplatz müssten aus ihrer bewussten Degradierung zur Stadtrandzone geholt und vor den Auswirkungen einer “miesen Nachtszene” geschützt werden, die ausschließlich auf Alkohol und Fußballspielübertragungen setze. Die Kleinbusse im Bezirk sollten kostenlos die gesamte Woche hindurch verkehren.
“Offensive Strategie”
“Ich verfolge eine offensive Strategie”, umreißt Stenzel ihr Wahlkampfkonzept, will sich zum moderateren, vorkoalitionären Rosenstreuen der Landespartei in Richtung SPÖ jedoch nicht äußern. Sie gebe keine Ratschläge. Dass ihr Slogan “Sie kämpft wie eine Löwin” – gemäß dem allgemeinen Layout der VP-Kampagne – in rot-schwarz gehalten ist, stört Stenzel dementsprechend auch nicht: “Das sind nur Farben.”