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Kickl will bei Abschiebungen "bisserl kreativ" sein

Innenminister: Völkerrechtliche Bestimmungen sind auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen
Innenminister: Völkerrechtliche Bestimmungen sind auf Sinnhaftigkeit zu überprüfen ©APA
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) drängt auf Verschärfungen bei der Aberkennung von Asyl.

Auch spricht er sich dafür aus, in gewisse Regionen in das Bürgerkriegsland Syrien abzuschieben: “Es heißt, ein bisserl kreativ sein”, erklärte er am Mittwoch vor dem Ministerrat. Momentan prüft das Innenministerium auch eine Verschärfung bei den Aberkennungsmöglichkeiten des Asylstatus bei Straffälligkeit.

Kickl zeigte sich über die Frauenmorde in den vergangenen Wochen erschüttert: “Man kann bei diesen Dingen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.” Zum einen will er sich daher auf europäischer Ebene für eine Änderung der Statusverordnung aussprechen, zum anderen kann er sich auch Änderungen im österreichischen Asylgesetz vorstellen. Konkret soll jede Form einer Straftat zu einem Aberkennungsverfahren führen. Auf die Journalistenfrage, ob dies für jeden Ladendiebstahl gelten soll, meinte der Minister: “Je niederschwelliger desto besser.”

“Es kann ja niemand dagegen sein”

Man solle nicht die Täter schützen, indem man auf die Menschenrechte verweist, forderte er mit Blick auf die politischen Mitbewerber: “Ich habe es satt, dass wir mit einer Situation konfrontiert sind, wo Menschenrechte und internationale Vereinbarungen diejenigen schützen, die unseren Rechtsstaat mit Füßen treten und diejenigen auf der Strecke bleiben, die österreichische Staatsbürger sind.” Derzeit würden internationale Regeln Österreich an diesem Vorgehen hindern, damit wolle er sich aber nicht abfinden, betonte Kickl weiter. Er erwartet sich für die Verschärfungen auch Zustimmung dazu aus allen Parteien und von Frauenorganisationen, denn: “Es kann ja niemand dagegen sein.”

Kickl verwies darauf, dass er auf EU-Ebene bereits auf eine Änderung der Statusverordnung gedrängt habe, dazu sei es aber noch nicht gekommen. Daher soll es auch in Österreich eine Novelle des Asylgesetzes geben. Ziel sei der Schutz der österreichischen Bevölkerung und deshalb sollen auch völkerrechtliche Bestimmungen auf ihre “Sinnhaftigkeit” hin überprüft werden – “im Wissen, dass das wieder viele aufregen wird”.

Kickl will Gangart verschärfen

Zur Aussage des Wiener Neustädter Bürgermeisters Klaus Schneeberger (ÖVP) im Ö1-“Morgenjournal”, wonach es auch in Syrien Gebiete gebe, in die man abschieben könnte, stellte Kickl fest: “Das sage ich schon lange. Es heißt, ein bisserl kreativ sein.” Auch in Syrien gebe es nämlich Gebiete, die nicht vom Bürgerkrieg betroffen seien. Der Ressortchef will daher “die Gangart verschärfen”, auch wenn er dabei mit “Konflikten” rechnet. Man habe nun eine “Sondersituation”, daher brauche es auch neue Maßnahmen, so der Innenminister.

Das Innenministerium prüft derzeit “alle Optionen” einer Verschärfung bei den Aberkennungsmöglichkeiten des Asylstatus bei Straffälligkeit. In einem “ersten Schritt” werde man die EU-Kommission und das EU-Vorsitzland Rumänien mit diesem Thema befassen und auch versuchen, weitere Mitgliedsstaaten an Bord zu holen, hieß es am Mittwoch aus dem Innenressort zur APA.

Aberkennung bei schweren Verbrechen

Aufbauen will das Innenressort dabei auf einem Vorschlag, den Österreich laut Ministeriums-Angaben bereits im Juni des vergangenen Jahres bei den Verhandlungen zur “Status-Verordnung” auf EU-Beamtenebene eingebracht hat und der sich mit der Erweiterung der Aberkennungsmöglichkeiten beschäftigte.

Konkret geht es dabei um die Aberkennung nicht nur bei besonders schweren Verbrechen, sondern bereits bei schweren Verbrechen. Zusätzlich soll es nicht nur bei einem derartigen schweren Verbrechen zu einer Aberkennung kommen, sondern auch bei einer wiederholten Begehung von (niederschwelligen) Straftaten, wodurch Wiederholungstäter umfasst werden würden.

Ebenfalls vorgelegt wurden vom Innenressort die neuesten Daten zu Aberkennungsverfahren: Demnach wurden im Jahr 2018 insgesamt 5.991 Verfahrenseinleitungen durchgeführt und 3.382 Entscheidungen getroffen. Das ist ein Plus von 305,9 bzw. 291,4 Prozent gegenüber dem Jahr davor (1.476 Verfahrenseinleitungen und 867 Entscheidungen). Die Aberkennungsverfahren umfassen nicht nur jene Fälle, in denen aus strafrechtlichen Gründen der Asylstatus aberkannt wird, sondern auch andere, etwa bei freiwilliger Heimreise.

Auch Kurz drängt auf Abschiebung Straffälliger

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) drängt darauf, dass straffällig gewordene Flüchtlinge abgeschoben werden. Dass hierfür derzeit eine schwere Straftat nötig ist, hält er für “sehr problematisch”: “Das entspricht weder dem gesunden Hausverstand, noch macht das für die österreichische Bevölkerung Sinn”, erklärte der Kanzler am Mittwoch im Pressefoyer nach dem Ministerrat.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) zeigte sich ebenfalls skeptisch zu der Tatsache, dass derzeit nur bei sehr schweren Verbrechen eine Rückführung möglich ist. Diese gesetzliche Regelung sollte dahin gehend geändert werden, dass bereits bei schweren oder mehreren leichten Vergehen mit Konsequenzen zu rechnen sei.

Laut Strache ist nicht die österreichische Gesellschaft gewalttätiger geworden. Durch politische Fehlentwicklungen mit der starken Flüchtlingsbewegung 2015 sei aber auch Gewalt “importiert” worden: “Wer zu uns gekommen ist und gewalttätig ist, soll hier nicht geschützt werden. Hier darf es keinen Täterschutz geben.” Die österreichische Bevölkerung würde es jedenfalls nicht verstehen, wenn die Regierung untätig bliebe. Auch der Kanzler betonte, dass mit den Flüchtlingen auch “viel importiert wurde, was bei uns nicht Platz haben sollte”, er nannte etwa antisemitisches Gedankengut, Gewaltbereitschaft oder mangelnden Respekt gegenüber Frauen.

Kurz sieht Österreich als Vorreiter

Bevor Österreich Gesetze ändert, sollte man als erstes auf europäischer Ebene aktiv zu werden, so Kurz weiter, aber: “Manchmal braucht es Vorreiter, um ein Umdenken einzuleiten.” Das Thema beschäftige jedenfalls auch andere Staaten. Angesprochen auf Überlegungen, auch nach Syrien abzuschieben, meinte der ÖVP-Obmann, die Sicherheitslage in unterschiedlichen Gebieten Syriens sei unterschiedlich zu bewerten: “Aber straffällige Asylwerber müssen abgeschoben werden und zwar rasch und egal woher sie kommen.”

Der Kanzler verwies außerdem auf die Arbeit der Task Force Strafrecht und kündigte Nachschärfungen bei der Strafhöhe an. Ergebnisse sollen in Kürze präsentiert werden.

(APA)

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