Franz Lang, Leiter des Bundeskriminalamts, beschrieb das derzeitige Dilemma der Polizei: Bei einem Mord würde lediglich der Täter ermittelt werden, allerdings nicht, wie es zu der Bluttat gekommen sei. “Es gibt eine Reihe von Entwicklungsstufen, die wir nicht kennen”, sagte Lang. Diese Gewaltindikatoren sollen nun besser erforscht werden, um künftig vielleicht eine Tat im Vorfeld verhindern zu können.
Weiters sollten Schulen, Behörden und medizinische Einrichtungen besser vernetzt werden, um so eher auf Opfer von Gewalt zu stoßen. Heute sei es etwa oft der Fall, dass Opfer von Gewalt und Missbrauch immer wieder den Arzt, das Spital oder auch die Schule wechseln würden, um den ihnen nahestehenden Täter zu schützen und sich nicht verdächtig zu machen. Würden die einzelnen Einrichtungen besser vernetzt sein, könnten diese Delikte schwerer verschleiert werden.
Besonders bei Jugendlichen erhofft man sich, durch eine bessere Präventionsarbeit eine etwaige kriminelle Karriere verhindern zu können. Würden die einzelnen Einrichtungen in einem Ort vernetzt sein, so könnte man sich, so Lang, etwa ansehen, ob ein Jugendlicher, der in der Schule verhaltensauffällig ist, auch woanders Probleme hat – und so ein umfassenderes Bild bekommen. Danach könnte man etwa den Betroffenen und die Eltern zu einem Gespräch einladen, wo die Lage angesprochen wird.
Eine Tatsache, die das Abschätzen der einzelnen Fälle wohl nicht erleichtern wird, ist das Faktum, dass “Gewalt” sich nicht auf körperliche Übergriffe beschränkt. “Unter Gewaltausübung versteht man daher ebenso ‘verdeckt-aggressive’ Verhaltensweisen wie verbale Angriffe, Drohungen oder Einschüchterungen”, heißt es in der entsprechenden Presseunterlage des Innenministeriums. Fekter versicherte aber, dass man “nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen wird”.
Zusätzlich soll auch Forschung betrieben werden, wie Gewalt bzw. eine Gewaltspirale überhaupt entsteht. Der Psychologin Rotraut Perner zufolge entsteht Gewalt etwa aus dem Gefühl, dass andere mehr bekommen als man selbst und der Unfähigkeit mit Emotionen umzugehen. Den Opfern riet Perner zu “Mut zur Anzeige”.
Als nächsten Schritt kündigte die Innenministerin die “1. Fachtagung gegen Gewalt” am 23. September an. Zu der ressortübergreifenden Veranstaltung sind auch Justizministerin Claudia Bandion-Ortner (V) und Frauenministerin Gabriele Heinsch-Hosek (S) eingeladen.