Innenministerium sichert Transparenz bei Umbau von Hitler-Geburtshaus zu

Das Innenministerium hat am Donnerstag eine Baustellenbesichtigung organisiert, um die Transparenz der Arbeiten sicherzustellen. Der Baufortschritt wird nicht nur vor Ort durch Fenster im Bauzaun sichtbar sein, sondern auch auf einer eigenen Website verfolgt werden können.
Hitler-Geburtshaus in Braunau stand seit 2011 leer
Das genaue Alter des Hauses ist unbekannt. Das Architekturbüro Marte Marte Architekten Feldkirch, das als Generalplaner fungiert, plant das zukünftige Erscheinungsbild des Gebäudes im Stil des 17. Jahrhunderts. Das Gebäude beherbergte lange Zeit ein Gasthaus mit einer Brauerei im Erdgeschoss und Wohnungen in den oberen Stockwerken. Adolf Hitler wuchs in einer dieser Wohnungen auf. Der genaue Standort seines Geburtsortes kann heute nicht mehr rekonstruiert werden, erklärte Markus Schmoll von der Abteilung Immobilienstrategie und Großprojekte im Innenministerium.
Der Wirt baute während der Zwischenkriegszeit einen "Gedenkraum für den Führer" auf, dessen genaue Position bisher unklar ist. Im Jahr 1938 übernahm die NSDAP das Haus. Nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes wurde das Eigentum an den ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. In den 197er Jahren war das Gebäude kurzzeitig eine Schule und ab 1976 beherbergte es die Lebenshilfe. Nachdem diese im Jahr 2011 ausgezogen war, stand das Gebäude leer.
Bauarbeiten an Hitler-Geburtshaus sollen 2024 starten
Es konnte keine Übereinkunft über eine angemessene Nutzung mit der Eigentümerin erzielt werden, daher wurde das Haus schließlich enteignet. Seit 2016 gehört das Haus der Republik. Eine Kommission von Experten empfahl eine sozial-karitative oder behördlich-administrative Nutzung. Die Neugestaltung zielt darauf ab, den Wiedererkennungswert und die Attraktivität des Hauses als Anziehungspunkt für Neonazis im Tourismus zu unterbrechen. Der geplante Umbau zu einer Polizeistation wurde mehrmals verschoben, aber im Oktober begannen die Abrissarbeiten. Zuerst wurden die Garagen aus den 195er Jahren abgerissen, und die Brauerei existiert schon seit langem nicht mehr.
Die Archäologen haben derzeit die Kontrolle über die Baustelle. Stück für Stück wird das Gebiet abgetragen, auf dem später eine Tiefgarage entstehen soll. Bisher wurden neben den alten Brauereimauern auch Gebrauchsgegenstände, Baumaterialien, Ofenkeramik und Pfeifenköpfe gefunden. Das Fundmaterial wird vor Ort gereinigt und dokumentiert. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen und bis 2025 abgeschlossen sein. Anfang 2026 wird eine Polizeistation mit insgesamt etwa 40 Beamten sowie das Bezirkspolizeikommando hier ihren Betrieb aufnehmen. Darüber hinaus ist geplant, eine Zweigstelle der Sicherheitsakademie einzurichten, in der Menschenrechtsschulungen für Polizisten durchgeführt werden sollen. Laut dem Innenministerium liegt man derzeit im Zeitplan. Die Kosten werden auf 20 Millionen Euro geschätzt.
Innenministerium gegen Forderung für Wanderausstellung in Hitler-Geburtshaus
Die geplante Nachnutzung als Polizeigebäude wird immer wieder kritisiert, auch in Bezug auf die internationale Wahrnehmung. Die Initiative Diskurs Hitlerhaus und die Freunde von Yad Vashem schlugen vor, die Wanderschau "Die Gerechten" als Dauerausstellung in dem Gebäude unterzubringen. Das Innenministerium lehnte dies jedoch ab. Es liegt derzeit ein Angebot vor, die Ausstellung in einem ehemaligen Kino gegenüber des Hitler-Geburtshauses unterzubringen, in dem sich derzeit ein Supermarkt befindet. Die Gemeindeausschüsse werden darüber beraten, während das Ministerium den Vorschlag noch prüft. Der Braunauer Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) möchte dazu keine Stellung nehmen.
(APA/Red)