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Innenministerin Liese Prokop ist tot

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Mit Innenministerin Liese Prokop, die am Silvestertag beim Transport ins Spital von St. Pölten einem Aorta-Riss erlegen ist, verliert die österreichische Politik eine ihrer menschlichsten Vertreterinnen.  

Der Mensch Liese Prokop
Die ersten Reaktionen aus der Politik
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Aorten-Riss – was ist das?
Erinnerungen an Liese Prokop Angelobung von Liese Prokop

Österreich trauert um Innenministerin Liese Prokop. Die 65-Jährige hatte am späten Sonntagnachmittag plötzlich aufgetretene Schmerzen in der Brust verspürt. Im Notarztwagen verlor Prokop das Bewusstsein. Sie starb noch während des Transports.

Der Tod Prokops löste österreichweit Trauer aus. Bundespräsident Fischer sprach von einem „schweren Verlust“. Politiker aller Parteien würdigten Prokop in erster Linie als sozial, warmherzig und menschlich. Schüssel sprach von einer „dramatischen Situation“. Das „große Herz“ Prokops habe gestern versagt und „auch uns ist das Herz stehen geblieben“. Mit Prokop sei „ein Stück von diesem Land verloren“ gegangen, sagte Niederösterreichs Landeshauptmann Pröll. SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer würdigte Prokop als „großartige Frau“ mit Augenmaß.

Nach dem Ableben von Prokop wird Bundeskanzler Schüssel selbst die Leitung des Ressorts bis zur Bestellung einer definitiven Bundesregierung übernehmen.

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Ungeachtet ihrer in Ausländer-Fragen nicht immer unumstrittenen Politik war die langjährige Spitzensportlerin und begeisterte Niederösterreicherin ob ihrer Persönlichkeit in allen Lagern unumstritten.

Prokop begann ihre politische Karriere am 20. November 1969 als Abgeordnete zum niederösterreichischen Landtag. Von 1981 bis 1992 war sie als Landesrätin tätig, ab Oktober 1992 als Landeshauptmann-Stellvertreterin. Die frühere Spitzensportlerin war damit eine der ersten Quereinsteigerinnen in der Politik.

Zuvor hatte sie ihre sportliche Laufbahn mit dem Gewinn der Silbermedaille im Fünfkampf bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko gekrönt, 1969 stellte die Europameisterin noch den Weltrekord im Fünfkampf auf. In den heimischen Rekordlisten blieb der Name Liese Prokop noch lange nach dem Karriere-Ende verewigt. Die Rekordmarke im Kugelstoßen der 50-fachen österreichischen Meisterin, die ihrer damaligen Zeit und Konkurrenz voraus war, wurde erst im Jahr 1999 verbessert, ihr Bestwert im Weitsprung hielt immerhin bis 1998.

Dass Prokop 2003 im relativ hohen Alter noch in die Bundespolitik wechselte, kam für viele überraschend. Als Innenminister Ernst Strasser ziemlich überstürzt seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, wollte Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll eine Vertrauensperson in der Bundesregierung und da taugte für ihn niemand besser als Prokop, die seine gesamte Karriere begleitet hatte.

Und obgleich sie mit dem Bereich Inneres nie allzu viel zu tun hatte, bewährte sich die neue Ressortchefin. Obwohl sie in der Ausländerpolitik im Vergleich zu ihrem Vorgänger nichts Wesentliches änderte, wurde das Verhältnis zu den Hilfsorganisationen beruhigt. Das rührte auch daher, dass Prokop es in der Regel unterließ, gegen Zuwanderer oder NGOs harte Worte zu führen, wie man es von Strasser oder auch anderen früheren Innenministerin gewohnt war. Auch die Umsetzung der Polizeireform verlief ohne große Zwischentöne seitens der Belegschaft. Umstritten war vor allem das neue Staatsbürgerschaftsrecht.

Prokop wäre nach eigenen Angaben auch bereit gewesen, ihre Aufgabe in einer Regierung mit der SPÖ weiterzuführen. Dies überraschte insofern wenig, als sie stets als deklarierte Großkoalitionärin galt. Prokop war stets eine Politikerin des Ausgleichs. Rüde Ausritte seitens der Rechtsparteien waren der Ehefrau von Handball-Zampano Gunnar Prokop und dreifachen Mutter immer ein Gräuel.

Geboren wurde Liese Prokop (Mädchenname Sykora) am 27. März 1941 in Wien. Sie verbrachte ihre Kindheit in Korneuburg und Tulln, wo sie auch maturierte. Anschließend studierte sie an der Universität Wien Leibeserziehung und Biologie. 1962 musste sie nach dem Tod ihres Vaters das Studium abbrechen und arbeitete als Jugendbetreuerin. In dieser Zeit begann auch ihre sportliche Laufbahn, zur der sie ihr späterer Gatte Gunnar als Trainer animierte. Auch die Familie war stets sportlich. Tochter Karin war Handball-Nationalspielerin, Neffe Thomas Sykora jahrelang eine Größe im Slalom-Weltcup der Skifahrer.

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