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Innenminister glaubt an ETA-Terrorakt

Der spanische Innenminister Angel Acebes hat islamistische Terroristen als Täter der verheerenden Bombenanschläge von Madrid ausgeschlossen. Er beschuldigt die ETA, diese dementiert.

Es gebe keine Hinweise auf eine Verbindung zum Terrornetzwerk El Kaida oder ähnlichen Gruppen, sagte er am Donnerstag vor Journalisten. „Wir haben keinen Zweifel, dass die baskische Terrororganisation ETA hinter diesem Massaker steht“, ergänzte er. Die durch den als politischer Arm der ETA geltende Baskenpartei Batasuna erfolgte Distanzierung bezeichnete Acebes als „miserable Taktik“.

Acebes stellte damit vorige ausweichende Antworten auf die Frage nach der Täterschaft der moslemischen Extremistenorganisation El Kaida klar. „Es ist absolut klar, dass die terroristische Organisation ETA einen Anschlag mit großen Folgen wollte. Jeder Versuch, die Aufmerksamkeit von denjenigen abzulenken, die verantwortlich sind für den Anschlag, ist nicht hinnehmbar.“ Insgesamt hätten die Täter 13 Bomben gezündet, drei weitere seien entschärft worden. Acebes bestätigte zudem die Zahl von 173 Toten, die zuvor bereits aus seinem Ministerium verlautet war. Rund 600 Menschen seien verletzt worden.

Ein führender britischer Spanien-Experte bezweifelte indes, dass die ETA für die Anschläge in Madrid verantwortlich ist. Professor Anthony Gooch von der London School of Economics (LSE) sagte der BBC, das Ausmaß und die Koordination der Anschläge passten „nicht in das Muster von ETA.“ Es würde ihn nicht überraschen, wenn „El Kaida oder andere islamistische Gruppen die Hand im Spiel hatten“, sagte Gooch.

Auch eine Verbindung zum Irak-Konflikt sei nicht auszuschließen, sagte Gooch weiter. Möglich sei, dass ETA bei den Anschlägen mit anderen Gruppen zusammengearbeitet habe. ETA selbst habe in der Vergangenheit zivile Ziele „nicht so massiv“ angegriffen, fügte Gooch hinzu. Wenn seine Vermutungen zuträfen, könnten die Anschläge in Madrid „die ersten von vielen weiteren“ sein. Auch der Geheimdienstkorrespondent der BBC erhob in einem Bericht Zweifel an der alleinigen Urheberschaft von ETA.

Auch der Chef der Baskenpartei Batasuna, Arnaldo Otegi, wies jede Verantwortung der Untergrundorganisation ETA für das „Massaker“ von Madrid zurück. Er verurteile die Bombenattentate auf vier Züge in der spanischen Hauptstadt, sagte er. Otegi betonte, die ETA stehe nicht hinter den Anschlägen; dagegen spreche die Vorgehensweise. Die linken baskischen Unabhängigkeitskämpfer verurteilten „blinde Aktionen gegen die Zivilbevölkerung und gegen Arbeiter, die zu ihrer Arbeit unterwegs waren“, sagte Otegi vor Journalisten. Sie kämen „nicht einmal auf die Idee, dass die ETA hinter dem stehen könnte, was heute in Madrid geschehen ist“. Batasuna hat bisher niemals Terrorakte der ETA verurteilt.

Auch Baskenvertreter in Frankreich betonten, die Möglichkeit „islamistischer Attentate“ sei nicht auszuschließen. Die Partei Abertzaleen Batasuna im südwestfranzösischen Bayonne betonte, die Hypothese der Terroranschläge von „Islamisten“ sei nicht auszuschießen, weil diese „präzise Drohungen gegen Länder der Koalition im Irak“ gerichtet hätten.

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