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Inguschetien: 46 Tote bei Rebellenangriffen

An den Überfällen auf Amtsgebäude und Polizeistationen in der autonomen russischen Teilrepublik Inguschetien sind rund 200 Rebellen beteiligt gewesen.

Das berichtete am Dienstag die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Vertreter des inguschetischen Innenministeriums. Ein Behördensprecher sagte, etwa 46 Menschen seien dabei gestorben. Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums wurden bei den Gefechten mindestens 16 Menschen getötet und 59 weitere verletzt. Die russischen Streitkräfte entsandten mehrere tausend Soldaten nach Nasran.

Über Stunden hatten sich die Freischärler Gefechte mit der Polizei in der früheren Hauptstadt Nasran sowie in den Ortschaften Slepzowsk und Karabulak geliefert. In Karabulak befand sich bis vor Kurzem eines der größten Zeltlager für tschetschenische Flüchtlinge.

In Nasran bekämpften Feuerwehrleute die Brände im Innenministerium und einem Munitionsdepot. Ein Feuerwehrmann sagte, er habe Leichen auf den Straßen liegen sehen. “Überall waren Bewaffnete, manche in Uniform, und man wusste nicht, auf welcher Seite sie standen“, sagte er.

Unter den Todesopfern befindet sich laut Interfax auch der inguschetische Innenminister Abukar Kostojew. Ein Polizeisprecher in Inguschetien teilte mit, dass 17 weitere Angehörige des Innenministeriums und 28 Zivilisten starben. Duzende Menschen erlitten Schussverletzungen. „Es gibt viele Opfer, sowohl unter den Sicherheitskräften als auch unter der Zivilbevölkerung“, sagte der inguschetische Präsident Murat Sjasikow.

Der tschetschenische Innenminister Alu Alchanow vermutete laut Nachrichtenagentur ITAR-TASS den Rebellenkommandanten Schamil Bassajew hinter den Angriffen. Bassajew gilt unter anderem als Organisator mehrerer Bombenanschläge in Moskau mit Dutzenden von Toten.

Auch Augenzeugen berichteten, die Überfälle wurden von islamistischen Kämpfern aus der abtrünnigen Nachbarrepublik Tschetschenien verübt. Nach Sonnenaufgang flüchteten die Rebellen demnach mit gestohlenen Autos in Waldgebiete in Richtung der tschetschenischen Grenze. Polizisten an einem Kontrollposten zwischen Nordossetien und Inguschetien sagten, eine russische Militärkolonne mit zehn Fahrzeugen sei auf dem Weg nach Nasran angegriffen worden. Drei davon seien mit einer unbekannten Zahl Verwundeter in die nordossetische Hauptstadt Wladikawkas zurückgekehrt.

Sjasikow erklärte, die Rebellen wollten mit dem Überfall die Lage im Kaukasus destabilisieren. Zuletzt war die Region im Mai durch den tödlichen Anschlag auf den Moskau-treuen tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow erschüttert worden. Der bisher letzte größere Angriff tschetschenischer Rebellen in Inguschetien erfolgte im Oktober 2002. Damals wurden 17 russische Soldaten getötet.

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