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Industrieminister entkommt Anschlag

Der irakische Industrieminister Osama Abdelaziz al Najafi ist nur knapp einem Attentat entgangen. Außerdem haben Aufständische einen US-Militärstützpunkt mit Raketen beschossen.

Die US-Armee hat am Donnerstag 240 Häftlinge aus dem berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib im Irak freigelassen, unter ihnen fünf Frauen. Weitere 184 Inhaftierte sollen an diesem Freitag entlassen werden. Der im kurdischen Autonomiegebiet im Nordirak inhaftierte österreichische Staatsbürger Kamal Said Qadir befindet sich dagegen – entgegen vorherigen Meldungen – offenbar immer noch im Gefängnis; er dürfte aber nach Informationen des Außenministeriums kurz vor seiner Freilassung stehen. Der irakische Industrieminister Osama Abdelaziz al Najafi entging nur knapp einem Attentat, bei dem drei seiner Leibwächter getötet wurden.

„Wir verlassen uns darauf und sind zuversichtlich, dass er bald freigelassen wird“, meinte eine Sprecherin des Außenministeriums gegenüber der APA zum Fall Qadir. Der Jurist kurdischer Abstammung war im Dezember wegen „Entehrung der kurdischen Führung und ihres Kampfes“ zu 25 Jahren Haft verurteilt worden, nachdem er den Chef der kurdischen Autonomiebehörde, Massud Barzani, in einem offenen Brief angegriffen hatte. Am Mittwoch hatte das Außenministerium schon mitgeteilt, Qadir sei freigelassen worden. Der in Wien aktive „Verband für Krisenhilfe und solidarische Entwicklungszusammenarbeit“ (WADI) berichtete dagegen in Berufung auf eine Tante des Inhaftierten, Qadir sei noch in Haft, könne aber voraussichtlich noch in dieser Woche das Gefängnis verlassen.

Eine am Straßenrand platzierte Bombe detonierte und traf am Donnerstag den streng gesicherten Konvoi des irakischen Industrieministers nahe der Stadt Balad rund 90 Kilometer nördlich von Bagdad. Der Minister wurde nicht verletzt. Al Najafi ist Sunnit und war auf dem Weg nach Mossul in den Nordirak, um dort das Wochenende zu verbringen.

Die Entführer der amerikanischen Journalistin Jill Carroll, die vor knapp vier Wochen in Bagdad verschleppt worden war, hatten die Freilassung aller weiblichen Häftlinge aus den US-Militärgefängnissen im Irak gefordert. Ein Zusammenhang mit den nun erfolgten Enthaftungen wird von den Behörden jedoch dementiert. Die US-Streitkräfte teilten am Donnerstag mit, über die Freilassung habe ein Komitee entschieden, dem Offiziere der multinationalen Truppe sowie Vertreter von drei irakischen Ministerien angehören. Das Gefängnis von Abu Ghraib, in dem unter dem Regime von Saddam Hussein einst politische Gefangene gefoltert und hingerichtet worden waren, war nach dem Sturz des alten Regimes wegen der Misshandlung irakischer Gefangener durch amerikanische Soldaten international in die Schlagzeilen geraten.

Aufständische haben in der Nacht zum Donnerstag auch einen US-Militärstützpunkt im westirakischen Habbaniya mit Raketen beschossen. Ein Krankenhausarzt im benachbarten Khalidiya sagte, die Amerikaner hätten nach dem Angriff zurückgeschossen und dabei das Haus einer Familie getroffen. Ein neunjähriger Bub sei ums Leben gekommen. Seine Mutter und sein Vater seien beide verletzt worden.

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