AA

Indonesien: Hohe Wahlbeteiligung

Die Präsidentenwahl in Indonesien ist mit einer hohen Wahlbeteiligung verlaufen. In Jakarta gaben Schätzungen zufolge mehr als 80 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Als Favorit galt der frühere General Susilo Bambang Yudhoyono. In den Umfragen lag er weit vor seinen Rivalen, darunter der amtierenden Präsidentin Megawati Sukarnoputri. Nach Auszählung von 1,3 Prozent der Stimmzettel hat sich das bestätigt: Auf Susilo entfielen nach ersten Angaben 33 Prozent der bisher ausgezählten Stimmen. Megawati kam auf 28 Prozent. An dritter Stelle lag Ex-Militärchef Wiranto mit 22 Prozent.

Susilo warnte am Montag vor möglichen Betrugsversuchen sowie Unruhen nach der Wahl. „Politik ist hart und grausam. Für die Macht wird manchmal jedes Mittel eingesetzt“, sagte er. Angesichts der Gefahr einer Konfrontation zwischen den Anhängern der Kandidaten rief er dazu auf, Ruhe zu bewahren. Die indonesische Polizei hatte 200.000 Beamte bei den rund 585.000 Wahllokalen postiert, die für Ruhe sorgen und Unregelmäßigkeiten verhindern sollten.

In der Provinz Aceh, wo Separatisten für die Unabhängigkeit kämpfen, kam es am Montag unterdessen zu Zusammenstößen zwischen Rebellen und Soldaten. Wie die Polizei mitteilte, wollten die Rebellen die Wahl im Bezirk Besar stören. Dabei kam ein Angreifer ums Leben. Bei einem anderen Zwischenfall beschossen Rebellen ein Fahrzeug mit Wahlurnen. Sie wurden nach Angaben der Polizei jedoch in die Flucht geschlagen.

Die Wahllokale sollten in allen drei Zeitzonen der weltgrößten Inselgruppe jeweils von 07.00 Uhr bis 13.00 Uhr (Ortszeit) geöffnet sein. Eine Mehrheit von mindestens 50 Prozent für Susilo und eine Entscheidung in diesem Wahlgang scheint unwahrscheinlich. Susilo bekam bei einer Umfrage vergangene Woche 43,5 Prozent Unterstützung. Wiranto kam auf 14,2 Prozent, Megawati auf 11,7 Prozent. Die beiden übrigen Kandidaten, Parlamentspräsident Amien Rais und Vizepräsident Hamsah Haz, hielten bei 10,9 bzw. 2,4 Prozent. Es werde voraussichtlich eine Stichwahl zwischen zwei Bewerbern geben, sagte der Ex-General am Montag. Diese würde am 20. September stattfinden. Der Sieger tritt das Präsidentenamt im Oktober für die kommenden fünf Jahre an.

Als einer der mehr als 153 Millionen Wahlberechtigten gab auch der 83-jährige Ex-Dikator Suharto am Montag seine Stimme ab. Der „korrupteste“ Machthaber – wie er genannt wurde – war nach 1998 gestürzt worden. In den 32 Jahren an der Macht war er nicht vom Volk, sondern von einem vom Militär dominierten Wählerkollegium im Amt bestätigt worden. Bei den ersten direkten Wahlen des Staatsoberhauptes seit dem Ende der Ära von Republik-Gründer Sukarno 1966 war der logistische Aufwand enorm: Fünf Millionen Helfer waren im Einsatz. Stimmzettel und Wahlurnen mussten teils auf Eselsrücken, teils auf den Schultern von Trägern in entlegene Dörfer des aus 17.000 Inseln bestehenden größten muslimischen Landes gebracht werden.

„Es ist ein wunderbarer Übergang von einem autoritären Regime zu einem tatsächlich demokratischen in nur sechs Jahren“, erklärte der amerikanische Ex-Präsident Jimmy Carter. An der Spitze einer Delegation seiner Menschenrechtsorganisation Carter Center observierte er wie rund 570 andere Beobachter aus dem Ausland den Wahlablauf. „Das indonesische Volk sollte beglückwünscht werden“, fügte der Friedensnobelpreisträger hinzu.

Die indonesischen Wahlbehörden rechnen mit einem Ergebnis der Auszählungen in zehn Tagen. Bereits sieben Stunden nachdem die Wahllokale schließen, würden nicht-behördliche Stellen Nachwahlbefragungen veröffentlichen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Indonesien: Hohe Wahlbeteiligung
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.