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Indien/Pakistan: Anti-Terror-Gruppe

Vier Monate nach den Anschlägen von Bombay richten die verfeindeten Atommächte Indien und Pakistan eine gemeinsame Arbeitsgruppe zum Kampf gegen den Terrorismus ein.

„Ihr Mandat wird sein, auch durch den regelmäßigen und zeitnahen Austausch von Informationen Anti-Terror-Maßnahmen zu prüfen“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung nach Friedensgesprächen am Mittwoch in Neu Delhi. Das sechsköpfige Gremium werde von den Außenministerien der beiden südasiatischen Staaten koordiniert werden, sagte der pakistanische Außenstaatssekretär Riaz Mohammad Khan.

Khan sagte, er sei froh, dass der Dialog wieder aufgenommen worden sei. „Der Friedensprozess ist sowohl für Pakistan als auch für Indien wichtig.“ Indien hatte die Gespräche nach der Anschlagserie in Bombay im Juli mit 186 Toten ausgesetzt. Khan wies die von Indien erhobenen Anschuldigungen im Zusammenhang mit den Anschlägen zurück. Der indische Außenstaatssekretär Shivshankar Menon räumte ein, dass die indische Seite Khan keine Beweise für eine pakistanische Mitverantwortung vorgelegt habe. Als Begründung sagte Menon, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.

Khan betonte, nie zuvor seit Beginn des Friedensprozesses Anfang 2004 habe es so intensive Diskussionen über das zentrale Streitthema Kaschmir gegeben wie bei dem nun beendeten Treffen. Menon sagte, ein weiterer Truppenabbau im indischen Teil Kaschmirs sei denkbar. Voraussetzung sei aber, dass die Gewalt abnehme. Im indischen Teil Kaschmirs kämpfen muslimische Extremisten seit 1989 für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan. Die Gewalt kostete seitdem mehr als 50 000 Menschen das Leben. Indien wirft Pakistan vor, den grenzübergreifenden Terror nicht zu stoppen.

Bei den zweitägigen Gesprächen in Neu Delhi einigten sich die Konfliktparteien auch darauf, ein Abkommen zur „Reduzierung des Risikos durch Unfälle“ bei Atomwaffen möglichst bald zu unterzeichnen. Die Außenstaatssekretäre der beiden Atommächte wollen im Februar kommenden Jahres in Islamabad erneut zu Friedensgesprächen zusammentreffen. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um die geteilte Region Kaschmir. Seit Ende 2003 gilt ein Waffenstillstand, der die Extremisten im indischen Teil Kaschmirs aber nicht einschließt.

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