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Indien rüstet Armee mit Atomraketen aus

Indien rüstet seine Armee mit atomwaffenfähigen Raketen aus. Zugleich warf Vajpayee in einer Rede zum 55. Unabhängigkeitstag Pakistan vor, Terrorismus zu fördern.

Pakistan „behauptet zwar, gegen den weltweiten Terrorismus zu kämpfen, legt dabei aber zweierlei Maßstäbe an“, sagte Vajpayee. Das Ziel Pakistans sei es, Kaschmir an sich zu reißen.

Die Feiern verliefen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen. Als Vorsichtsmaßnahme gegen Terrorangriffe wurde der Flugverkehr über Neu Delhi verboten, während die zentrale Feier beim alten Mogul-Fort stattfand. Im östlichen Bundesstaat Bihar wurde ein Polizist bei einer Feier zum Unabhängigkeitstag erschossen. Auch in Srinagar, der Hauptstadt des indischen Teils von Kaschmir, waren etwa 9.000 Polizisten im Einsatz. Die Stadt ist häufig Ziel von Bombenangriffen. Die Feiern in der Region verliefen jedoch überall ruhig.

Indien und Pakistan unternahmen 1998 Atomtests und besitzen nach Schätzungen von Experten jeweils mehrere Dutzend Atomsprengköpfe. Indien hat die Agni-Rakete selbst entwickelt und mehrfach getestet. Agni I mit einer Reichweite von 2.500 Kilometern wird dem strategischen Nuklearkommando der Luftwaffe zugeteilt, während das Heer die Rakete Agni II mit einer Reichweite von 700 Kilometern bekommt. Auch Pakistan verfügt über Kurz- und Mittelstreckenraketen.

Trotz der Vorwürfe gegen Pakistan fordert Vajpayee in seiner Rede den Nachbarstaat zu Gesprächen auf. Wie Europa die Einigung gelungen sei, so sollten auch Indien und Pakistan ihren Streit lösen und gemeinsam den eigentlichen Feind, nämlich die Armut, bekämpfen, sagte er. Indien und Pakistan wurden 1947 von Großbritannien unabhängig und haben seitdem drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir. Im Juni war die Krise zuletzt beinahe eskaliert. Etwa eine Million Soldaten stehen sich in der Region gegenüber.

Vajpayee sagte, Kaschmir sei ein untrennbarer Bestandteil Indiens und werde es bleiben. Vajpayee gestand gegenüber der Bevölkerung Kaschmirs Fehler ein und versprach faire und freie Regionalwahlen im September und Oktober. Der pakistanische Militärmachthaber Pervez Musharraf hatte die geplanten Wahlen in Kaschmir am Mittwoch als Versuch Indiens bezeichnet, die „illegale Besetzung“ Kaschmirs zu verschleiern.

Indien wirft Pakistan vor, moslemische Rebellen im indischen Teil Kaschmirs zu unterstützen und spricht von „grenzübergreifendem Terrorismus“. Musharraf weist dies zurück und sprach zugleich von Erfolgen im Kampf gegen den Terrorismus in seinem Land. Die letzten Anschläge auf Christen in Pakistan bezeichnete er als das Werk von Kriminellen, die den Islam in Verruf brächten.

Im Rahmen der Feierlichkeiten ehrte Vajpayee den Vater der indischen Unabhängigkeit, Mahatma Gandhi, und hielt dann seine jährliche Rede. Indien nehme einen stolzen Platz in der Welt ein, der globale Einfluss des Landes nehme rasch zu, erklärte er. Der Kampf um Kaschmir habe inzwischen einen entscheidenden Punkt erreicht.

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