In Wien leben derzeit rund 40.500 türkische Staatsbürger. Das sind so viele wie in keinem anderen Bundesland – auch wenn Vorarlberg prozentuell einen höheren Anteil hat. Menschen mit türkischen Wurzeln gibt es jedoch mehr: Pro Jahr wurden laut dem Büro der Wiener Integrationsstadträtin Sonja Wehsely (S) zuletzt zwischen 2.300 und 4.600 Türken eingebürgert.
Sowohl bei den Personen mit türkischem Pass als auch bei jenen, die neue Österreicher geworden sind, handelt es sich aber nicht nur um Zugereiste. Denn inzwischen sind viele türkische Bewohner Wiens längst hier geboren. Sie gelten als Personen mit Migrationshintergrund.
Wien verstand sich bereits im 19. Jahrhundert als eine Stadt der Zuwanderer. Die Metropole der Monarchie gab sich multikulturell. Nach NS-Diktatur und Holocaust war davon wenig übrig geblieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Zuwanderer oft zunächst Flüchtlinge, etwa aus Ungarn oder der Tschechoslowakei. Immigration in größerem Ausmaß begann erst wieder 1963. Damals schloss Österreich das erste Anwerbeabkommen für so genannte Gastarbeiter ab – und zwar mit der Türkei.
Sie entwickelte sich neben Jugoslawien schnell zum klassischen Herkunftsland für Zuwanderer. Laut Wiener Rathaus haben 286.907 bzw. 17,6 Prozent der in Wien lebenden Menschen keinen österreichischen Pass. Die rund 40.500 Türken sind hinter den aus (Ex-)Jugoslawien stammenden Personen – das sind rund 118.600 – die zweitgrößte Gruppe.
Die Statistik Austria hat zum Thema Türkei vorläufige Zahlen aus dem im Aufbau befindlichen Bevölkerungsregister zur Verfügung gestellt: Demnach lebten in Wien per Stichtag 31.12.2003 40.429 Türken, das sind rund 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt. In Vorarlberg beträgt der Anteil jedoch 4,64 Prozent – 16.601 Personen in absoluten Zahlen.
Generell zeigt sich, dass die Altersstruktur der in Wien lebenden Ausländer – und damit auch jener der türkischen Wohnbevölkerung – sich von jener der inländischen unterscheidet. In der Generation über 60 überwiegt letztere klar. Bei den Kindern bzw. Jugendlichen bis 15 Jahren dreht sich das Verhältnis hingegen um: 15,4 Prozent der Migranten fallen in diese Altersgruppe. Bei den Österreichern sind es nur 14,7 Prozent.
Die meisten Wiener Türken leben in den Bezirken Rudolfsheim-Fünfhaus, Leopoldstadt, Hernals, Margareten und Ottakring. Dort haben sich Treffpunkte etabliert, die längst auch von Österreichern gerne besucht werden. Berühmt ist etwa das Klein-Istanbul am Brunnenmarkt in Ottakring mit seinen Bäckereien, Geschäften, Marktständen und Lokalen.
Besucher, die orientalische Straßenszenen und Basar-Atmosphäre schätzen, blicken nur selten hinter die Fassaden. So bleibt ihnen etwa das religiöse Leben in den zahlreichen kleinen Moscheen der Stadt verborgen. Diese befinden sich meist in Kellerräumen oder in Wohnungen. Sichtbarer wird ab 2005 der Islamische Friedhof in Favoriten sein. Er ist derzeit in Bau.