“Sie können weder vor noch zurück in ihre Heimat”, erklärte Manuel Baghdi, Flüchtlingsberater der Erzdiözese Wien, am Montag gegenüber “Kathpress”. Zuvor hatte Baghdi auch im Ö1-Morgenjournal über die Problematik berichtet. “Deshalb haben mittlerweile alle in Österreich um Asyl angesucht und warten auf das Asylinterview. Ihre soziale Situation spitzt sich jedoch immer mehr zu”, warnte Baghdi. Bei den Betroffenen handelt es sich um Familien und Alleinstehende, darunter auch viele Alte und Behinderte, die am sogenannten “Lautenberg-Programm” des US-Kongresses teilgenommen hatten.
Angehörige religiöser Minderheiten – die in Wien Gestrandeten sind Christen, Mandäer und Zoroastrier – erhielten mit diesem Programm ein Visum in den USA, wobei für Teilnehmer aus Iran, das keine direkten diplomatischen Beziehungen zur USA pflegt, Österreich traditionell als Transitland diente. Durch die plötzlich restriktiveren Einreiseregelungen der USA saßen im Vorjahr vorübergehend Hunderte Iraner in Wien fest – eine große Gruppe davon bis zum heutigen Tag.
“Vermögen aufgebraucht”: Iraner in Wien verschuldet
Durch den Asylwerber-Status erhalten alle der 108 verbleibenden Iraner Grundversorgung und sind krankenversichert, wofür sich Baghdi dankbar gegenüber der Stadt Wien zeigte. Die Sozialleistungen reichten jedoch bei weitem nicht für das Auskommen, seien die Iraner doch seit ihrer Ankunft gezwungen gewesen, Privatwohnungen anzumieten statt in Heimen einen Platz zu bekommen. “Sie haben ihr Vermögen aufgebraucht und sind mittlerweile zumeist verschuldet”, berichtete der Flüchtlingsexperte. Ihren Wunsch, zu arbeiten und aus eigener Kraft den Lebensunterhalt zu bestreiten – die meisten sind laut Baghdi Akademiker -, können sie als Asylwerber nicht umsetzen. Etliche Frauen aus der Gruppe seien aufgrund ihrer Erlebnisse psychisch krank und nach fachärztlicher Untersuchung in Therapie, was jedoch stets privat bezahlt werden müsse.
Mit den österreichischen Behörden, von deren Entscheidung nun die weitere Zukunft abhängt, sei die Erzdiözese in ständigem Kontakt, erklärte Baghdi. Den Ausgang des Verfahrens gelte es aber vorerst abzuwarten. Die Fälle würden als “sensibel” eingestuft – gälten die Flüchtlinge in ihrer Heimat doch als “Verräter”, es drohten Gefängnis oder sogar der Tod.
(APA/Red)