VN: Welche Bedeutung hat für Sie die Heimpremiere als Altach-Trainer?
Fuchsbichler: Es kommen einfach einige Faktoren zusammen. Zum einen mein erstes Spiel, die Eröffnung der Tribüne, den Rekordmeister zu Gast, das ist schon viel. Ich verspüre vor allem eine riesengroße Vorfreude, keinesfalls aber Nervosität.
VN: An was denken Sie bei Vorarlberg?
Fuchsbichler: Ist inzwischen mein Lebensmittelpunkt. Meine Frau ist Vorarlbergerin, meine beiden Kinder hier geboren. Vorarlberg ist fast schon meine erste Heimat.
VN: Und die Steiermark?
Fuchsbichler: Eher schon meine zweite Heimat. Obwohl meine Eltern, mein Bruder allesamt in Söding wohnen. Aber meine Besuche beschränken sich auf die Zeit um Weihnachten. Es fehlt einfach an Zeit.
VN: Sie kennen die vier Vorarlberger Profiklubs Bregenz, Austria Lustenau, FC Lustenau und Altach. Lassen diese sich miteinander vergleichen?
Fuchsbichler: Nicht wirklich, denn all meine Stationen hatten etwas Eigenes. Ein Vergleich bringt auch nichts. Mit Bregenz war die Situation speziell. Da spielte ich noch selbst, waren wir Halbprofis. Der FC Lustenau ist ein eher kleiner Klub, die Austria hingegen hat ein großes Umfeld und seit Jahren mit dem Aufstiegsgedanken ein großes Ziel.
VN: Und Altach?
Fuchsbichler: Der Klub ist wie eine große Familie. Das habe ich zuvor noch nie erlebt. Es gibt keine Rangordnung, jeder hat seine Aufgabe, die er erfüllt. Aber es hilft auch jeder jedem, ich habe noch nie ein negatives Wort gehört. Und was in Sachen Tribüne passiert ist, ist in Österreich sicher einzigartig.
VN: Wie sehr ist man als Trainer von einer Mannschaft abhängig?
Fuchsbichler: Eigentlich total. Deshalb ist die Stimmung des Trainers auch immer davon abhängig, was er sieht. Und ich sehe in Altach eine Mannschaft, die arbeitet, die Gas gibt. In gewisser Hinsicht ist Altach für mich fast die einfachste Station. Ich habe eine funktionierende Mannschaft, die ihr Schicksal teilweise selbst in die Hand genommen hat. Und ich muss nicht immer Brandherde löschen.
VN: Sind Sie Gerechtigkeitsfanatiker?
Fuchsbichler: Absolut, für mich ist das unheimlich wichtig. Ungerechtigkeit wird dich im Leben immer wieder einholen. Jeder will doch für das, was er leistet, belohnt werden. Für den Fußball heißt das, dass ich immer versuche, die Aufstellung zu finden, die der Leistung der Mannschaft entspricht. Im Wissen, dass es bei einer Auswahl von rund 20 Leuten nicht immer alle als gerecht empfinden. Deshalb achte ich darauf, dass die Mannschaft, die aufläuft, es sich verdient hat und die Aufstellung transparent ist. Letztendlich aber muss immer der Trainer den Kopf dafür hinhalten.
VN: Wie wird es in Altach in Sachen Strafenkatalog gehalten.
Fuchsbichler: Es gibt einen, den die Mannschaft erstellt hat, etwa für Zuspätkommen oder Vergessen von Utensilien. Aber ich habe auch schon eine größere Geldstrafe ausgesprochen. Die wurde zusammen mit dem Verein festgelegt und ist daher übergeordnet. Disziplin ist einfach das Wichtigste. und bei uns stimmt sie.
VN: Wie unterscheiden Sie den Job des Sportdirektors von jenem des Trainers?
Fuchsbichler: Mit Christoph Längle ist abgesprochen, dass er die Detailverhandlungen in Sachen Vertrag, wie etwa die Geldflüsse, führt. Den Rahmen habe ich abgesteckt, aber ich finde es nicht ideal, wenn ein Trainer mit Spielern über Geld verhandelt. Ich möchte, dass sie sich mit mir auf die Spiele konzentrieren.
VN: Ist Rapid schlagbar?
Fuchsbichler: In Österreich ist jeder schlagbar, das hat nichts mit Rapid zu tun. Im Gegenteil: Rapid hat eine spielstarke Truppe, Trainer Pacult leistet gute Arbeit. Für uns macht es daher keinen Unterschied, wie der Gegner heißt. Wir müssen zu Hause punkten.
VN: Wie schlägt man Rapid?
Fuchsbichler: Wir können vom Resultat her, aber auch an Sympathie gewinnen. Wenn die Fans sagen, die Mannschaft ist marschiert, hat alles getan, aber das Glück hat gefehlt, dann haben wir gewonnen unabhängig vom Ergebnis. Und das schaffen wir. Eines ist auch klar: Gewinnen wir gegen Rapid, ist das nicht der LigaErhalt, verlieren wir, sind wir noch nicht abgestiegen.