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In Italien wütet Konflikt um Atommüll

In Italien wütet ein Streit um ein Atommüll-Endlager, das laut einem Regierungsbeschluss in der süditalienischen Region Basilikata entstehen soll.

Während die Bewohner der Gemeinde Scanzano Jonico, einem 6.000-Einwohner-Dorf vor der Küste des Ionischen Meeres, mit Straßen- und Bahnblockaden sowie Hungerstreiks gegen die Endlagerstätte für nukleare Abfälle protestieren, wird in Norditalien für die Errichtung der Atom-Müllhalde demonstriert.

Die Gemeinde Caorso unweit der norditalienischen Stadt Vicenza, in der sich ein brach liegendes Kernkraftwerk befindet, plant für Sonntag eine Demonstration, um die Regierung bei dem geplanten Bau des Atommüll-Lagers in Scanzano Jonico zu unterstützen. Die Ortschaft will 4.150 Tonnen nuklearen Abfall loswerden, der seit der Schließung des AKW Anfang der Neunziger im Dorf deponiert sind. „Die Lagerstätte in Caorso ist nicht mehr sicher, die Gesundheit der Bürger steht auf dem Spiel. Der Atommüll muss wo anders hin verlegt werden“, so das Gemeinderatsmitglied Massimo Polledri.

„Die Regierung in Rom hat auf Grund genauer Kontrollen und wegen der undurchlässigen Bodenqualität Scanzano als Ortschaft gewählt, um ein sicheres Atommüll-Lager zu bauen. Sie soll jetzt wegen der Proteste der Bürger in Scanzano keinen Rückzieher machen. Andernfalls sind wir bereit, aus Protest die Bahnlinie zwischen Mailand und Bologna zu blockieren“, sagte Polledri. Die Bürger von Caorso seien nicht mehr bereit, weiterhin mit gefährlichem und schlecht aufbewahrtem radioaktiven Material zu leben.

In Scanzano sieht man die Lage anders. Tausende von Personen, darunter Umweltaktivisten aus ganz Italien, blockierten die Bahnverbindung auf der wichtigen Nord-Süd-Achse Salerno-Reggio Calabria. Einige Landwirte sperrten die Bundesstraße, die die Region Kampanin mit Apulien verbindet. Die Gegend, wegen ihrer Bio-Landwirtschaft bekannt, bangt um ihre Zukunft, sollte das Atommüll-Lager errichtet werden.

Die Regierung hatte am vergangenen Freitag Grünes Licht für die Deponie gegeben, in der 80.000 Kubikmeter Atommüll untergebracht werden sollen. Dabei wurde der Gemeinderat Scanzanos über die Pläne des Kabinetts nicht informiert. Das radioaktive Material, das in Scanzano untergebracht werden soll, stammt aus verschiedenen italienischen Atomkraftwerken, die seit 1987 brach liegen. In diesem Jahr hatten die Italiener bei einer Volksabstimmung die Kernenergie abgelehnt und massiv für die Stilllegung der AKW gestimmt.

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