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In diesen Ländern bleibt mehr Netto vom Brutto

Staat greift ordentlich in die Tasche
Staat greift ordentlich in die Tasche ©Bilderbox
Der sogenannte "Tax Freedom Day" fiel heuer auf den 4. August, und rückte damit im Vergleich zum letzten Jahr um elf Tage nach vorn. Der Tag soll auf die hohe Abgabenquote Österreichs aufmerksam machen, diese liegt nämlich im internationalen Spitzenfeld, nur wenige andere Mitgliedsstaaten der OECD haben mehr Steuerabgaben.

Der 15. August 2017 war der “Tax Freedom Day” 2017. Heuer fiel dieser Tag auf den 4. August, rückte also um elf Tage nach vorn. Das Datum kennzeichnet den Tag, an dem die österreichischen Steuerzahler und Unternehmen rein rechnerisch alle Steuern und Sozialabgaben bezahlt haben. Insgesamt 215 Tage arbeitet ein Österreicher 2018 für den Staat.

Über 1000 Euro mehr im irischen System

Die Agenda Austria hat mit Daten der OECD die Lohndifferenz der österreichischen Durchschnittsverdiener (ca. 46.000 Euro Jahresbruttogehalt für ganzjährig Vollzeitbeschäftigte, Single ohne Kind) berechnet. Unter der Annahme, dass ihre Arbeitsleistung so belastet wäre wie die der Iren, könnten sie sich monatlich über fast 1.000 Euro netto mehr freuen. Selbst in traditionellen Wohlfahrtsstaaten wie Schweden oder Dänemark ist die Abgabenbelastung auf Arbeit deutlich geringer. So hätte der österreichische Durchschnittsverdiener im schwedischen System über 200 Euro und im dänischen sogar 500 Euro mehr im Monat zur Verfügung. Dem gegenübergestellt blieben über 300 Euro weniger übrig, würde man sich an den Steuerabgaben in Belgien orientieren. Italien und Frankreich sind dieser Berechnung zufolge etwa gleichauf mit der österreichischen Steuerbelastung.

Agenda Austria
Agenda Austria ©Agenda Austria

Steuerbelastung mit Familie um 10 Prozent niedriger

Die Steuerbelastung einer Famile mit zwei Kindern und einem durchschnittlichen Arbeitseinkommen sieht etwas anders aus. Österreich reiht sich nun hinter Frankreich, Italien, Belgien und Schweden ein. Deutschland folgt gleich dahinter mit einer Abgabenquote von 34,5 Prozent. Der OECD Schnitt rangiert bei 26,1 Prozent, Polen ist mit 10 Prozent Steuer- und Abgabenbelastung das Schlusslicht.

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APA ©APA

“Tax Freedom Day” wäre eigentlich im Juni

Dass der “Tax Freedom Day” erst in der zweiten Jahreshälfte liegt, obwohl die Abgabenquote deutlich unter 50 Prozent beträgt, liegt an der speziellen Berechnungsweise: das wirtschaftsliberale Institut misst die Steuern und Abgaben nämlich nicht an der gesamten Wirtschaftsleistung, sondern am “Volkseinkommen”. Da das “Volkseinkommen” niedriger ist als das BIP, wird das prozentuell auf ein Kalenderjahr umgelegte Steuer-Ausmaß relativ hoch und das Datum des “Tax Freedom Day” damit künstlich nach hinten verschoben. Der “Tax Freedom Day” wäre sonst etwa zwei Monate früher, nämlich schon Anfang Juni.

 Ziel: Abgabenquote in Richtung 40 Prozent senken

Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) sieht die derzeitige Regierung auf dem richtigen Weg: “Die Bundesregierung hat das Versprechen abgegeben, die Steuer- und Abgabenquote bis 2022 in Richtung 40 Prozent – am besten darunter – zu senken. Der Familienbonus Plus war ein erster wichtiger Schritt auf diesem Weg. Ein weiterer wird die Entlastung des Faktors Arbeit (Senkung der Sozialbeiträge, Anm.) und der Unternehmer sein. Dabei liegen uns besonders die kleineren und mittleren Einkommen am Herzen. Im Zuge der Steuerentlastungsreform 2020 wird es auch zu einer massiven Vereinfachung des Steuerrechtes kommen, wodurch die Steuerzahler nachhaltig entlastet werden. So werden wir den Tax Freedom Day hoffentlich bald wieder im Juli begehen können.”

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Kritik vonseiten der Arbeiterkammer

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer kritisiert diese Darstellung: “Die in Österreich bezahlten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge sind der Garant für eine funktionierende Gesellschaft. Wer Steuern generell schlecht redet, gefährdet unseren Sozialstaat. Wo wir Handlungsbedarf haben, ist bei der viel zu geringen Steuerleistung der Reichen.” Der “Tax Freedom Day” sei Begleitmusik zu der radikalen Senkung der Abgabenquote, die die Bundesregierung anstrebt. Der damit verbundene Steuerausfall führe zu Leistungskürzungen in Milliardenhöhe. Der Kurs sei laut Kalliauer gefährlich und blende vollkommen aus, wie die Abgaben verwendet werden. So würden beispielsweise Sozialversicherungsbeiträge wie auch Steuern in den Erhalt der Pensionen, in ein faires Gesundheitssystem, in das Schulwesen oder in die Arbeitslosenversicherung fließen.

Auch die Liste Pilz kritisiert den “Tax Freedom Day” als ideologische Erfindung und die Aussagen von Finanzstaatssekretär Hubert Fuchs dazu als unsachliche Peinlichkeit. Es gehe nicht um die Höhe der Steuern, sondern darum, wofür sie verwendet werden, verwies Budgetsprecher Bruno Rossmann auf das Bildungs- und Gesundheitswesen: “Den von uns geleisteten Abgaben stehen schließlich Leistungen gegenüber.”

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