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ImPulsTanz-Festival in Wien: Doris Uhlich zeigte nackte Haut an der Secession

Im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals war an der Secession viel nackte Haut zu sehen.
Im Rahmen des ImPulsTanz-Festivals war an der Secession viel nackte Haut zu sehen. ©Emilia Milewska
Doris Uhlich lockte mit ihrem neuen Projekt "Seismic Session" am Donnerstag- und Sonntagabend die Massen hinter die Secession, wo die Fixstarterin des Wiener ImPulsTanz-Festival das vorhandene Baugerüst zum fleischlichen Tableu vivant umfunktionierte. An der Fassade des Kunstbaus war nackte Haut zu sehen.
Nackte Haut mit Doris Uhlich

War Uhlichs Duoperformance “Seismic Night” Mitte Juli noch von Bewegung gekennzeichnet, beginnt die “Seismic Session” in der schwülen Pause zwischen zwei Gewitterstürmen träge wie ein heißer Nachmittag am Affenfelsen. Eine Viertelstunde lang lümmeln die acht Performer auf dem Gerüst an der Rückseite der Jugendstilikone, bevor sich die Maschinerie langsam in Bewegung setzt.

ImPulsTanz mit Doris Uhlich: Nackte Haut an der Secessions-Außenhaut

Angetrieben oder gebremst von DJ Boris Kopeinig am Pult – ein Nackerpatzerl wie die Performer -, machen sich die Teilnehmer nun auf, die verschiedenen Stockwerke des Gerüsts zu erklimmen, sich über diese hinweg zu Schlangen zu formen und wie in Zeitlupe den Raum zu erkunden. Schwabbeln mit dem eigenen Körperfett und dem der anderen, getragenes Schreiten – die Nacktheit hat hier, wie stets bei Uhlich, nichts Erotisches, nichts Exhibitionistisches, sondern ist immer wieder überraschend banal, natürlich und zugleich ästhetisch.

Die Aufwallung folgt nach einer Dreiviertelstunde, als der DJ die Musik anzieht und den Beat erhöht. Nun wird das Sanierungsgerüst einer Belastungsprobe unterzogen, bestampft, malträtiert – und alsbald ignoriert. Nach einer Stunde verlassen die Performer ihr symbolisch hohes Ross und mischen sich unter das Publikum, das nun hautnah mit dabei ist. Als diese letzte Distanzschranke aufgegeben ist, kommt die Verstärkung – werden die acht ursprünglichen Performer doch durch Mitglieder des danceWeb-Stipendienprogramms, dem Uhlich heuer als Mentorin vorsteht, vervielfacht.

Nun mutiert die Wiese hinter der Secession zur Spielwiese der freien, nackten Horde, die sich im Interpretationsfeld zwischen Rave, Love-in und dem Living Theatre bewegt. Paradise Now am Rasen. Am Ende besinnt man sich auf den Anfang und bevölkert nun in Kohortenstärke das Gerüst. Der Zeit ihre Kunst, wie es auf der Vorderseite des Baus heißt, und die ist diesesmal nackt. Eine Erschütterung bietet die “Seismic Session” damit zwar nicht, aber starke Bilder für die sommerlichen Hitze.

(APA/Red)

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