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Impftermine gleich für alle öffnen: Pro und Contra

Impfturbo oder falsche Hoffnung? Ein Pro und Contra.
Impfturbo oder falsche Hoffnung? Ein Pro und Contra. ©APA/BARBARA GINDL
In Niederösterreich werden im Mai Impftermine für alle Altersgruppen freigeschalten. Handelt es sich hier um Impfturbo oder um falsche Hoffnungen? Ein Pro und Contra.
Bundesländer skeptisch
Niederösterreich schaltet Termine frei
Impf-Ziel bei Senioren nicht erreicht

PRO

Der Impfturbo wird uns jede Woche von neuem verkündet - doch Politsprech beiseite, es kommen tatsächlich jede Woche mehr Impflieferungen in Österreich an. Die anfänglichen Kinderkrankheiten bei Herstellung und Lieferungen scheinen überwunden, Alte und Risikogruppen - immerhin ein Drittel der Bevölkerung - haben zumindest den ersten Piks schon erhalten. Nun gilt es: Impfreihung aufheben und die Impftermine für alle freischalten.

Wieso sollte der 50-Jährige mit Schreibtischjob im Homeoffice vor dem 30-jährigen Paketlieferanten geimpft werden? Nur weil er 20 Jahre älter ist? Wer hat wohl täglich mehr Kontakte? Gerade junge Menschen, solche, die mitten im Berufsleben stehen oder viele Kontakte haben (müssen), sollten so schnell wie möglich geimpft werden. Das würde auch die Infektionsrate senken.

Ein weiterer Faktor: Nach mehr als einem Jahr Pandemie wünschen sich die Menschen Normalität zurück. In den Urlaub fahren, sich mit Freunden treffen, das alles wäre mit der Impfung kein Problem mehr. Ein Impftermin gibt etwas Planungssicherheit und auch Hoffnung, die letzten Wochen der Pandemie zu überstehen. Hoffnung, die man jetzt wo die Pandemiemüdigkeit schon groß ist, gut gebrauchen kann. In diesem Sinne: Reißen wir uns noch die letzten paar Wochen zusammen und freuen wir uns über unser Jaukerl.

(obl)

CONTRA

Niederösterreich vergibt im Mai bereits Impftermine für alle Altersgruppen. Dieses Vorgehen bringt auch einiges an Kritik mit sich – und das zurecht. Während in den anderen Bundesländern noch viele ältere Menschen auf einen Termin warten und auch der Zeitplan für Senioren nicht eingehalten werden konnte, erhalten in Niederösterreich ab 10. Mai sogar 16-Jährige einen Termin.

Hier geht es nicht um Impfneid gegenüber Jüngeren, oder dem „Impfturbo“ eines einzelnen Bundeslandes. Es geht darum, dass hier sowohl jungen als auch alten Menschen große Versprechungen gemacht werden, die man möglicherweise nicht halten kann. In Niederösterreich nimmt man es in Kauf, falsche Hoffnungen zu schüren.

Manch einer mag argumentieren, dass falsche Hoffnung wohl besser sei als keine Hoffnung. Doch in diesem Fall trifft das nicht zu. Denn es gibt Hoffnung: Alle Impf-Willigen werden in absehbarer Zeit eine erste Impfung bekommen, der fixe Termin steht nur einfach noch nicht. Warum also für Ärger sorgen, wenn ein Impftermin wieder abgesagt werden muss, weil doch alles anders kommt?

Bisher erhielten die Bundesländer immer nur Informationen über die Kapazitäten für rund zwei Wochen. In Niederösterreich scheint man jedoch mit einem Hellseher zusammenzuarbeiten, um Aktionen wie diese durchführen zu können. Sollte es nämlich dann doch anders kommen – wie so oft in der Vergangenheit –, steht dem Bundesland viel Arbeit bevor: sowohl im organisatorischen Bereich, als auch beim Rückgewinn des Vertrauens der Bevölkerung.

(lyd)

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