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Impfstoffaktion ab 1. Oktober: Apothekenkammer geht gegen Pneumokokken vor

Die Apothekenkammer startet eine Impfstoffaktion gegen Pneumokokken.
Die Apothekenkammer startet eine Impfstoffaktion gegen Pneumokokken. ©bilderbox.com (Symbolbild)
Die Apothekenkammer startet eine Impfstoffaktion am 1. Oktober, um der Verbreitung von Pneumokokken-Erkrankungen entgegenzuwirken.

Mit einer Impfaktion möchten die Apotheker der steigenden Verbreitung von Pneumokokken-Erkrankungen entgegentreten. In allen Bundesländern mit Ausnahme von Oberösterreich kosten die Impfstoffe von 1. Oktober und 31. März um rund ein Drittel weniger. Das kündigte die Apothekerkammer am Mittwoch in einer Aussendung an. Der Impfstoff Prävenar 13 kostet dann 76 Euro statt 108, Pneumovax23 ist zum Preis von 33,20 statt 42 Euro erhältlich. Beide sollten im Abstand von einem Jahr geimpft werden, in der Regel zuerst Prävenar 13.

Pneumokokken können gefährliche Entzündungen hervorrufen

Bei Pneumokokken handelt es sich um Bakterien, die gefährliche Entzündungen hervorrufen können, erläuterte die Apothekerkammer. Dazu gehören die Lungenentzündung, die akute Mittelohrentzündung, die akute eitrige Gehirnhautentzündung sowie weitere schwere Erkrankungen. Diese können die Nebenhöhlen, Herzinnenhaut, das Bauchfell und die Gelenke im Sinne einer Arthritis betreffen. Betroffen sind vor allem Kleinkinder, ältere Menschen, chronisch Kranke sowie Personen mit einem geschwächten Immunsystem. Etwa die Hälfte der Bevölkerung sei Keimträger, warnten die Apotheker.

545 Pneumokokken-Erkrankungen im Jahr 2018 registriert

Die Pneumokokken-Lungenentzündung ist ein schweres Gesundheitsproblem bei den Unter-Fünfährigen und bei den Senioren. Die Mortalität durch invasive Infektionen (Sepsis, Pneumokokken-Gehirnhautentzündung) steigt bei alten Menschen massiv an. Jährlich werden in Österreich mehr als 400 schwerste Pneumokokkenerkrankungen registriert. 2017 waren es 545. “Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs”, sagte der Wiener Infektiologe und Antibiotika-Spezialist Oskar Janata (SMZ-Ost). “Pneumokokkeninfektionen sind eine ‘Männersache’ (viel häufiger bei ihnen als bei Frauen; Anm.). Sie sind bis zum fünften Lebensjahr bedeutsam, nach dem 50. Lebensjahr tauchen sie wieder auf. Kinder erkranken häufig, ‘vertragen’ die Krankheit aber besser. Bei den Betagten aber sieht man dann die Sterblichkeit.”

Die Gründe für die erhebliche Gefahr durch die Pneumokokken bei Menschen über 50 liegt vor allem darin, dass ab dieser Altersgruppe der Anteil der chronisch Kranken ansteigt. Gleichzeitig wird das Immunsystem schwächer. Janata sagte: “Man raucht, man trinkt. Oft liegt auch eine Herzschwäche vor.” Kommen die Pneumokokken hinzu, kann das binnen kurzer Zeit mit schwerster Erkrankung und sogar dem Tod enden. Antibiotika wirken, doch bei schnellem und schweren Krankheitsverlauf kann ihr Effekt zu spät kommen.

Diabetiker besonders stark von Pneumokokken betroffen

Bei Vorliegen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist das Risiko für eine solche Lungenentzündung um das Achtfache erhöht, bei Asthma um den Faktor 5,9, bei chronischen Herz-Kreislauferkrankungen um den Faktor 5. Diabetiker haben ein 3,1-fach höheres Risiko. Der Wiener Typ-1-Diabetiker Fritz Tomaschek berichtete: “Ich habe diese leidvolle Erfahrung bereits gemacht. Die Heftigkeit der Erkrankung war eine neue Erfahrung. Beim ersten Mal war ich zehn bis 14 Tage schwerstens außer Gefecht gesetzt. Mein Blutzuckermanagement war völlig auf den Kopf gestellt. Die Werte spielten verrückt.” Innerhalb eines halben Jahres hätte er, Tomaschek, schon die zweite bakterielle Lungenentzündung gehabt. Ein Grund dafür könnte sein, dass Diabetiker über eine geschwächte Immunabwehr verfügen und eventuell erhöhte Blutzuckerspiegel als Nährboden für Bakterien im Körper dienen können.

Impfaktion findet zwischen 1. Oktober 2018 und 31. März 2019

Die wichtigste Vorbeugungsmaßnahme ist daher die Pneumokokkenimpfung. Für Kleinkinder ist sie in Österreich im kostenlosen Impfprogramm enthalten. Bei den Erwachsenen und Senioren gibt es aber große Durchimpfungslücken. “Die Durchimpfungsrate kann gar nicht hoch genug sein”, sagte Janata. Empfohlen wird in Österreich die Immunisierung für alle Kleinkinder und für alle Erwachsenen ab 50 Jahren, speziell aber für chronisch Kranke. Die Erstimpfung bei Erwachsenen sollte mit dem konjugierten und gegen 13 Pneumokokkenvarianten schützenden Impfstoff erfolgen. Nach einem Jahr kann mit einem 23-valenten älteren Impfstoff noch einmal immunisiert werden.

“Mit 1. Oktober startet in Österreich eine Impfaktion. Sie läuft bis zum 31. März 2019”, sagte Christiane Körner, angestellte Apothekerin und Präsidentin des Vereins zur Förderung der Impfaufklärung. In dieser Zeit werden die Vakzine in den Apotheken zu einem deutlich reduzierten Preis abgegeben.

(APA/Red)

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