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Im US-TV darf weiter geflucht werden

USA - Die amerikanischen Fernsehsender haben einen Streit mit der Regierung von US-Präsident George W. Bush um den Gebrauch von Kraftausdrücken im Programm gewonnen.

Ein Berufungsgericht in New York befand, dass die Bestrafung von flüchtig dahingesagten Flüchen „willkürlich und beliebig“ sei. Einem Bericht der „New York Times“ vom Dienstag zufolge erklärten die Richter in einer Mehrheitsentscheidung, sie seien skeptisch, ob die staatliche Medienkommission FCC eine verfassungsrechtlich haltbare Begründung für ihre Vorschriften liefern könne.

Der Streit war durch eine im Fernsehen übertragene Äußerung von U2-Sänger Bono ins Rollen gekommen, der das häufig gebrauchte, aber offiziell verpönte „F-Wort“ gebraucht hatte. Bei der Verleihung der Golden Globes 2003 sagte er, diesen Filmpreis zu bekommen, sei „really, really fucking brilliant“ (ganz frei übersetzt: „wirklich saumäßig gut“). Die FCC hatte daraufhin ihre Vorschriften verschärft. Vor zwei Jahren hob der Kongress zudem die Höchststrafe für die Ausstrahlung von Kraftausdrücken drastisch von 32.500 auf 325.000 Dollar (240.000 Euro) an.

Im konkreten Fall ging es um Auftritte der Sängerinnen Cher und Nicole Richie, die ebenfalls das „F-Wort“ benutzten. Die Kommission hatte dies für unangemessen erklärt, allerdings keine Geldstrafen verhängt. Vier US-Fernsehsender – Fox, CBS, NBC und ABC – klagten gleichwohl gegen die neue Praxis, weil sie Eingriffe in die künstlerische Freiheit befürchteten.

Das Gericht, das mit zwei gegen eine Stimme entschied, verwies darauf, dass auch Präsident Bush und Vizepräsident Dick Cheney die gleichen Ausdrücke gebraucht hätten, die jetzt unter Strafe gestellt werden sollten. Die Sender begrüßten das Urteil. „Die Zuschauer sollen selbst für sich und ihre Familien entscheiden können, … was sie sehen wollen“, erklärte Fox-Vizepräsident Scott Grogin. Die Medienkommission erwägt dagegen einen Einspruch, möglicherweise sogar vor dem Supreme Court, dem höchsten US-Gericht. Kommissionspräsident Kevin Martin sagte, wenn Vulgärausdrücke nicht mehr verboten werden dürften, „kann Hollywood alles sagen, was es will, wann immer es will“.

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