Im Kunstraum Dornbirn soll Kunst sinnlich erlebbar werden

Dornbirn. Der Dornbirner Kulturmanager Thomas Häusle, 57, ist seit sechs Jahren mit der Leitung des Kunstraum Dornbirn betraut. Im Gespräch mit der VN-Heimat zieht er nach zwanzig Ausstellungen eine Zwischenbilanz. Er gibt Einblicke in seine vielschichtige Arbeit und erklärt auch, was er mit ‚zurück zur Kunst’ meint.
Wie hat sich der Kunstraum Dornbirn in den letzten sechs Jahren entwickelt – ist das Erreichte messbar?
Thomas Häusle: Zuerst wurde der Kunstraum organisatorisch und finanziell konsolidiert, was schnell gelungen ist. Dann sind wir darangegangen, mit einem spannenden Programm verstärkt das Publikum zu erreichen. Die einzig messbare Zahl ist die Besucherzahl. Wir haben sie von acht- bis zehntausend vor meiner Zeit auf mittlerweile fast regelmäßig auf über 20.000 im Jahr erhöhen können. Auch bedingt durch einen wesentlichen Entwicklungsschritt, nämlich das ganzjährige Bespielen mit vier Ausstellungen. Vorher gab es jährlich nur drei von Frühling bis Herbst. Für das Renommee und die starke Positionierung im Spiel der Kultur- und Ausstellungsinstitutionen war die ganzjährige Öffnung für mich eine sehr wichtige strategische Entscheidung. Nicht zuletzt dadurch haben wir es als kleiner Kunstverein geschafft, vermehrt wahrgenommen zu werden, auch wenn wir nur einen Bruchteil des Budgets größerer Institutionen zur Verfügung haben.
Wie gelingt es Ihnen, international renommierte Künstlerinnen und Künstler in den Kunstraum zu bringen und mit ihnen das kunstaffine Publikum?
Thomas Häusle: Was wir mittlerweile vorzeigen können, ist die Liste an ausgestellten namhaften Künstlerinnen, Künstlern und Shows. Und dann geht es um das Netzwerk und die persönliche Beziehung, die man entweder schafft oder nicht. Was für mich besonders schön ist, dass sich der Kunstraum Dornbirn zu einem Ort entwickelt hat, an dem österreichische Kunstschaffende ausgestellt haben möchten. Die überzeugenden Argumente für internationale Künstlerinnen und Künstler haben wir mit der einmaligen Ausstellungssituation in der Montagehalle. Mit diesem Raum und seiner Atmosphäre setzt man sich gern auseinander. Die unmittelbare Nähe zur inatura begünstigt aber auch, Familien mit Kindern in unsere Ausstellungen zu holen. Da passiert die Auseinandersetzung mit Kunst auf einer anderen Ebene, denn gerade die Kinder haben einen unvoreingenommenen Zugang zu dem, was wir zeigen.
Was passiert in der Auseinandersetzung mit dem Raum, wie entsteht eine Ausstellung?
Thomas Häusle: Die Künstlerinnen und Künstler treten in einen Dialog mit dem Raum im Wissen, dass hier nur starke Kunst bestehen kann. Ich kann mich als Kurator einbringen – es wird akzeptiert, dass ich weiß, was funktioniert. Vieles wird im Raum konzeptioniert oder direkt produziert. So entstehen auch besonders spannende Ausstellungen. Und plötzlich ist es fast egal, dass wir nur ein schmales Budget für die Produktion zur Verfügung haben und mit drei halben Arbeitsstellen auskommen müssen. Wenn ein Hans Op de Beeck sagt, dass es eine seiner besten Ausstellungen und eine der schönsten Kooperationen war, haben wir alles richtig gemacht. Für mich ist es fast eine Belohnung, dass ich bei der Konzeption und bei der Produktion mithelfen darf. Es macht einen riesen Spaß, in der intensiven Phase des Aufbaus operativ eingebunden zu sein. Dadurch entsteht eine tiefere Beziehung zum Werk und zu den Künstlerinnen und Künstlern.
Was soll eine Ausstellung – eine Installation im Kunstraum Dornbirn – dem Publikum vermitteln, wie lautet Ihr Anspruch?
Thomas Häusle: Der lautet, etwas provokant gesagt, ‚zurück zur Kunst’. Das Werk und seine sinnliche Erlebbarkeit stehen im Vordergrund. Kunst hat gesellschaftspolitische Relevanz, sie darf und soll eine Botschaft vermitteln. Gute Kunst besteht für sich und ist emotional und intellektuell erfahrbar. Bruno Gironcoli bewegt und transportiert zeitlose, intensive und grundlegende Botschaften. Seine Werke sind im Kunstraum noch bis 23. Februar täglich von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Die neue Ausstellung „Take a Walk on the Mind Side“ von Werner Reiterer wird am 12. März eröffnet.
Kunstraum Dornbirn, Jahngasse 9
Weitere Informationen unter www.kunstraumdornbirn.at