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Im Einsatz gegen Wasser, Fuchs und Dachs

Dammwärter Adrian Humpeler bei der Arbeit vor dem Schöpfwerk Fußach am Polderdamm.
Dammwärter Adrian Humpeler bei der Arbeit vor dem Schöpfwerk Fußach am Polderdamm. ©A. J. Kopf
Ob Adrian Humpeler der einzige Dammwärter Vorarlbergs ist, weiß er nicht. Auf jeden Fall kennen weder er noch sein Vorgänger Albert Humpeler einen Berufskollegen.
Polderdamm schützt das Rheindelta

Die Aufgabe des Dammwärters ist es, im Auftrag des Wasserverbandes Rheindelta den Polderdamm und die Verbandesgräben in Fußach, Höchst und Gaißau zu betreuen.

 

Albert Humpeler hat diese Arbeit 33 Jahre lang geleistet, seit Herbst 2011 ist Adrian Humpeler am Damm im Einsatz. Der gelernte Tiefbaupolier und Hobby-Landwirt schätzt das Arbeiten in einer traumhaften Landschaft und Natur, obwohl er wie sein Vorgänger auch die Schattenseiten kennt. „Wenn ein Schlagwetter kommt und das Wasser rasch ansteigt, dann dauert der Arbeitseinsatz oft die ganze Nacht.“ Denn der Polderdamm hält zwar Seehochwasser vom Rheindelta fern, er bildet aber auch eine Barriere für das Wasser, das Richtung See ablaufen soll. Diese Sperre wird durch die Pumpen in den Schöpfwerken überwunden.

Totalausfall von 5 Pumpen

„Einmal sind bei einem gewaltigen Gewitterregen sämtliche fünf Pumpen im Schöpfwerk Fußach ausgefallen. Der Dammwärter war auf dem Posten und holte Hilfe, die Pumpen waren nach einer Stunde wieder repariert. In dieser Stunde stieg der Wasserspiegel vor dem Schöpfwerk um 80 cm an.“ Eine Stunde pumpen – das sind immerhin 25 Millionen Liter Wasser. An dem Tag standen die Keller der Bewohner im Fußacher Ortsteil Polder kurz vor der Überschwemmung.

Wenn der Wetterbericht starken Regen ankündet, werden in Fußach die fünf Pumpen bereits Stunden zuvor in Betrieb genommen. So lässt sich der Wasserspiegel im Grabensystem um etwa 40 cm absenken. Und wenn dann die Sturzflut kommt, ist in den Gräben mehr Platz vorhanden.

Drei Schöpfwerke

Insgesamt sind im Rheindelta neun Wasserpumpen im Einsatz – fünf in Fußach, je zwei in den Schöpfwerken Höchst und Gaißau. Weil das Siedlungsgebiet in Fußach besonders nahe am Damm liegt, ist hier die stärkste Pumpenleistung gefragt. Allerdings muss der Zulauf zu den Pumpen auch gesichert sein. Bei heftigen Unwettern oder wenn gerade gemäht worden ist, führen die Gräben mit dem vielen Wasser auch Strauchwerk, Erdreich, Seegras und Streue mit sich.

Schutzrechen säubern

„Das kann die Rechen vor dem Schöpfwerk völlig verstopfen“, berichten die Dammwärter. Früher musste dieses Material mühsam von Hand von den Rechen geräumt werden. „Das Wasser drückt von außen, innen kommt der Sog der Pumpe dazu – das war oft kaum zu schaffen“, weiß Albert Humpeler aus Erfahrung. Inzwischen steht ein kleiner Bagger bereit, mit dem sich die Rechen rasch säubern lassen. „Früher hatte ich einen Handrechen mit 5 m langem Metallstiel. Das ist ein ziemlich mulmiges Gefühl, wenn rundum die Blitze einschlagen!“ Albert Humpeler hatte sich jedenfalls einen Holzstiel besorgt.

Dachs, Fuchs, Maulwurf

Der Dammwärter muss den 7,84 km langen Polderdamm regelmäßig kontrollieren. Wichtig ist, dass die Grasnarbe völlig dicht bleibt und so die Erde festigt. „Unangenehm sind hier Tierbauten. Maulwürfe graben im Damm, Bisamratten bauen ihre Höhlen.“ Und an den Böschungen der Verbandsgräben – immerhin rund 20 km lang – sind immer wieder Bauten von Fuchs und Dachs zu finden. Albert Humpeler brach vor Jahren bei einer Dienstfahrt mit dem Traktor in einen solchen Bau ein und benötigte die Hilfe der Feuerwehr, um das Fahrzeug wieder flott zu bekommen. Die gewaltige Höhle musste mit etlichen Fuhren Material gefüllt werden.

„Diese Tierbauten bei Vorflutern und Zuflussgräben sind gefährlich. Die Tiere können mit dem Material den Durchlauf verstopfen und den Abfluss des Wassers behindern.“ Deshalb kommen bei solch unerwünschten Gästen stets Jäger zum Einsatz.

Hochwasser 1999

Natürlich ist die Instandhaltung des Polderdammes eine besonders wichtige Aufgabe für den Dammwärter. An Pfingsten 1999 mähte Albert Humpeler den gesamten Polderdamm händisch mit dem Motormäher. Schweres Gerät durfte auf den vom extremen Hochwasser aufgeweichten Damm nicht auffahren. Und die Grasnarbe musste sichtbar sein, damit ein etwa auftauchender Riss im Damm rechtzeitig entdeckt werden konnte. Inzwischen ist der Polderdamm erheblich verstärkt und angehoben worden.

Manche Radler ohne Verständnis

Weil auf dem Damm zahlreiche Radler unterwegs sind, muss die Fahrbahn ab und zu ausgebessert werden. Adrian Humpeler: „Da bringen etliche Radfahrer überhaupt kein Verständnis dafür auf, dass wir arbeiten, während sie flott durchradeln möchten.“ Weil sich’s auf frischem Flickschotter nicht so einfach radeln lässt, ist sogar ab und zu ein Schimpfwort zu hören. Für den Dammwärter geht allerdings der stabile Damm über das Freizeitvergnügen. Meist aber fühlt sich Adrian Humpeler bei seiner Arbeit im Naturschutzgebiet Rheindelta sehr wohl. „Ich arbeite gerne allein.“

Tag der offenen Tür am 6. Oktober

Welch großartige Arbeit am Polderdamm und den Gräben geleistet wird, präsentiert der Wasserverband Rheindelta am Samstag, den 6. Oktober. Anlass ist das 60-Jahr-Juniläum des Wasserverbandes. Um 14 Uhr beginnt eine kleine Feier beim Schöpfwerk Fußach unweit der Sportanlage Müß. Für Verpflegung ist gesorgt.

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