Das teilte der Leiter in Strafsachen des Zollamtes Innsbruck am Mittwoch gegenüber Journalisten mit. Die Ermittlungen in Salzburg und Tirol seien nun abgeschlossen. Am Montag wurde der Schlussbericht der Staatsanwaltschaft Linz vorgelegt und 25 Personen angezeigt.
In einer angemieteten Tischlerei in Brixen im Thale habe der aus Oberösterreich stammende Mann von Jänner 2002 bis Oktober 2003 rund 3,5 Millionen Stangen der Marke Marlboro produziert. Diese hätten einen Verkaufswert von 170 Millionen Euro gehabt. Würde man die Zigaretten auf der Straße auflegen, komme man bis nach Moskau, sagte Ermittlungsleiter Anton Schneider.
Dem 62-Jährigen wäre es im Unterland dann zu heiß geworden, deshalb habe er seinen Standort nach Thalgau in Salzburg verlegt und dort bis November 2004 weiterproduziert. Insgesamt habe der Drahtzieher 1.088 Tonnen Tabak in Tirol und Salzburg zu 5,5 Millionen Stangen Zigaretten der Marke Marlboro und Marlboro light verarbeitet. Diese illegalen Tabakwaren hätten einen Wert von rund 265 Millionen Euro.
Im März 2005 habe der Ermittlungsleiter die Information aus Deutschland bekommen, dass “der Dicke aus den Alpen”, wie er von Fälscherkollegen genannt wurde, auch für eine illegale Zigarettenproduktion in Köln und Koblenz verantwortlich sei. Eine erste Spur führte zu einem Autohändler im Unterland. Der gebürtige Oberösterreicher habe sich zwei Wochen zuvor einen Sportwagen im Tiroler Unterland gekauft und diesen mit 20-Euro-Scheinen bezahlt. So sei man ihm auf die Schliche gekommen.
Vorerst konzentrierte man sich auf die Herkunft des Tabaks. Ein namhaftes Unternehmen in Deutschland habe Rohtabak aus Argentinien bestellt und diesen zu Schnitttabak verarbeitet. Dort habe auch der Hauptverdächtige seinen Tabak für die angebliche Produktion im Kosovo bestellt. Ein oberösterreichisches Unternehmen habe dann den Rohstoff abgeholt und anstatt in den Kosovo ins Tiroler Unterland, nach Brixen im Thale, transportiert.
Den Druckauftrag für die Verpackungen erteilte der “Oberboss” einer Druckerei aus Wörgl. Auch dort gab er vor, die Kartonagen für den Kosovo zu benötigen. Eine Zahlung habe der inzwischen 62-jährige mutmaßliche Drahtzieher mit Euro 70.000 in einem Nylonsack bezahlt. Von Jänner 2002 bis November 2004 habe der Verdächtige 500 Tonnen Zigaretten- und Stangenverpackungen drucken lassen.
Die Maschinen und Facharbeiter habe der 62-Jährige aus Bulgarien geholt, erklärte Schneider. Diese wären wie Sklaven behandelt worden, hätten keinen Kontakt zur Außenwelt gehabt und arbeiteten im Schichtbetrieb von sechs Wochen. Schon im Jahr 1999 habe die Geschichte der Fälscherbande im Kosovo begonnen, erklärte Schneider. Der Hauptverdächtige sei schon damals involviert gewesen und habe bis Ende 2001 in einer legalen Fabrik Zigaretten hergestellt.